Stellenbosch – 19.01.2022 – Das Jahr 2021 wird aus vielen Gründen in die Geschichtsbücher eingehen. Für Südafrikas Weinwirtschaft war es vielfach eine herbe Zeit mit extremen wirtschaftlichen Einschränkungen. Dazu zählen beispielsweise eine Reihe heimischer Alkoholverkaufsverbote, Reisebeschränkungen, globale Fracht- und lokale Hafenprobleme sowie der Mangel an Glas- und Verpackungsmaterial. Dennoch gibt es einen deutlichen Silberstreif am Horizont: Die Exportmengen im Weinsektor erholten sich und erreichten mit einem Plus von 22 Prozent ein Volumen von 388 Millionen* Litern. Der Gesamtwert klettere auf 10,2 Milliarden Rand. Wenn man diese Entwicklungen mit den Exporten von 2018 vergleicht, bei denen ein Gesamtvolumen von 420 Millionen Litern lediglich R9,1 Milliarden einbrachte, bestätigt sich eine positive Wertentwicklung.
Der Absatz von Flaschenwein, der für die Profilierung des südafrikanischen Qualitätsimages wesentlich ist, konnte sich im Vergleich zum Jahr 2020 um Plus 6,7 Prozent auf 145,6 Millionen Liter verbessern. Der Umsatz stieg dabei um erfreuliche 9,2 Prozent. Die Probleme aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei Verpackungsmaterialien konnten die Exporteure gut bewältigen. Ein wichtiges Segment des südafrikanischen Weinsektors ist der Handel mit Fassweinen. In diesem Bereich stieg im Jahr 2021 die Mengenkurve (ohne Industriewein) um 33,6 Prozent und war damit stärker als die Umsatzentwicklung. Dieser Trend ist der Korrektur der Lagerbestände geschuldet, die sich aufgrund der langhaltenden lokalen Alkoholverkaufsverbote in den Kellern angestaut hatten. Am meisten nachgefragt waren Weißweine – angeführt von Chardonnay (+167 Prozent) und Sauvignon blanc (+79 Prozent). Der Trend einer verbesserten Wertschöpfung bestätigt die Entwicklung der Weinpreise (Rand pro Liter). Im Jahr 2021 war der durchschnittliche Fassweinpreis (R/L) um 8 Prozent höher als in 2018. Die Weißweine konnten um erfreuliche 32 Prozent zulegen.
Vielversprechend entwickelt sich der Export von Cap Classique, Südafrikas traditionell vergorenen Qualitätsschaumweinen. Mit einem Mengenzuwachs von 40 Prozent konnte sich Cap Classique als Nischenprodukte in diesem vom Champagner, Prosecco und Cava dominierten Umfeld immer stärker positionieren.
Südafrikas Absatzmärkte
Das Vereinigte Königreich bleibt weiterhin Südafrikas größter Weinexportmarkt und verzeichnete im vergangenen Jahr ein gutes Wachstum. Entgegen früherer Befürchtungen über negative Auswirkungen durch Brexit und die Covid-Pandemie. Insbesondere bei den Flaschenweinen, konnten Kapweine mengenmäßig (+10 Prozent) als auch wertmäßig (+25 Prozent) einen beachtlichen Erfolg erzielten. Dieses Wachstum wurde vor allem im unabhängigen und spezialisierten Weinhandel sowie im hochwertigen Lebensmittelhandel generiert. Der britische Markt hat die südafrikanische Weinwirtschaft in einer der schwierigsten Zeiten, die sie je erlebt hat, sehr unterstützt. Dieses weitreichende persönliche Engagement wird mit einer positiven Nachfrage belohnt.
China sorgte im vergangenen Jahr aufgrund des chinesischen Handelskriegs mit Australien in Weinkreisen für gesteigerte Aufmerksamkeit. Aufgrund der ausreichenden Verfügbarkeit von Qualitätsweinen, gelangen es den Südafrikanern ihren Marktanteil in China mehr als zu verdoppeln. Sie nutzten ihre Chancen für eine Absatzsteigerung sowohl bei Flaschen- als auch Fassweinen. Es kam zu zahlreichen Neulistungen bei namhaften Einzelhändlern und bei nationalen Importeuren, die ihr Portfolio erstmals um ein südafrikanisches Weinangebot erweiterten.
Auf afrikanischen Märkten haben die Südafrikaner im Jahr 2021 das Absatzniveau, welches sie vor der Covid-Krise hielten, übertroffen. Die wichtigsten Abnehmerländer sind inzwischen Nigeria, Kenia, Tansania, Uganda, Mosambik und Simbabwe. Die Marktteilnehmer sind sicher, dass sich diese positive Nachfrageentwicklung fortsetzen wird, da das Interesse an Wein weiter steigt.
Die europäischen Schwerpunktmärkte Deutschland, Niederlande und Schweden blieben weitgehend stabil. Unter Berücksichtigung der drastischen Maßnahmen, die sich unmittelbar auf die Handelsbedingungen und den Tourismus auswirkten, werten die Südafrikaner dies als positives Signal. In Deutschland konnten Mengen mit 65,2 Millionen gehalten werden. Auch wenn die Flaschenweinexporte um 10 Prozent rückläufig waren, die Umsatzeinbußen lagen lediglich bei 3 Prozent. Die Steigerung des Durchschnittspreises (R/L) von 7 Prozent bestätigte die verbesserte Wertschöpfung und ein wachsendes Interesse an Weinen im höherwertigen Segment.
Mehr Wein konnten die Südafrikaner auch in Kanada und USA absetzen. Vor allen Dingen im Fassweinbereich. Da beide Länder zu den traditionell schwierigen Märkten zählen und angesichts der kritischen Rahmenbedingungen aufgrund der Pandemie ist auch das ein positives Signal. Die Daten von Gomberg-Fredrikson bestätigen für die USA im Zeitraum von Januar bis Oktober 2021 ein Wachstum von 18 Prozent bei südafrikanischen Flaschenweinen. Damit war Südafrika im Jahr 2021 das einzige Land der Neuen Welt, das in den USA eine positive Entwicklung erzielte.
Siobhan Thompson, CEO von Wines of South Africa (WoSA), kommentiert: „Die Exportzahlen für 2021 stimmen uns zuversichtlich. Vor allem da unsere Partner in den Schlüsselmärkten Südafrika als zuverlässige qualitätsorientierte Weinerzeuger zu schätzen wissen. Auch unter schwierigen Bedingungen ist es ihnen gelungen, ihre Kunden mit gleichbleibend hohe Qualität zu beliefern. Damit stellten unsere Exporteure ihre hohe Leistungsbereitschaft unter Beweis und es ist ihnen gelungen das Vertrauen in ihre Bestrebungen zu stärken.“
Zudem bestätigt Siobhan Thompson die Durchführung der CapeWine – Südafrikas Weinmesse für Weinprofis aus aller Welt: „Wir freuen uns darauf, vom 5. bis 7. Oktober 2022 internationale Fachleute und Medien zum Besuch der CapeWine in Kapstadt begrüßen zu dürfen. Es gibt viel Neues zu entdecken. Zudem werden wir unsere Position als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit durch unser Motto „Sustainability 360“ weiter ausbauen.“
Weitere Informationen: www.wosa.co.za und www.capewine.co.za