Neethlingshof Estate
Die Winzer des über 300 Jahre alten Weinguts Neethlingshof Estate in Stellenbosch, ca. 50 km von Kapstadt, engagieren sich bereits seit über zehn Jahren für Umweltschutz und Biodiversität. Auf dem Anwesen wurden rund 127 von 278 Hektar unter Naturschutz gestellt. 2007 begannen sie, in einem Pilotprojekt auf rund 1.000 Quadratmetern Renosterveld anzusiedeln, um den vom Aussterben bedrohten Vegetationstyp des heimischen Fynbos zu schützen. Außerdem schufen sie Schutzflächen zwischen neu angepflanzten Weinbergen, auf denen sie ebenfalls Renosterveld und weitere Fynbosarten pflanzten. Seit 2004 engagierte sich Neethlingshof zunächst als Mitglied der Biodiversity & Wine Initiative, dann als Champion, und jetzt ist das Weingut als WWF-Champion aktiv.
De Wet Viljoen, Winzer und Kellermeister auf dem Gut, schildert das Hauptanliegen in Sachen Naturschutz: „Wir wollen der Natur das zurückzugeben, was wir ihr entnehmen. Deshalb versuchen wir, Ressourcen zu schonen und in Einklang zu bringen, damit das ursprüngliche Gleichgewicht wiederhergestellt wird.“
Grundvoraussetzung, um die heimische Biodiversität zu fördern, ist, eingeschleppte Pflanzen zu beseitigen. Das führt auch dazu, dass der Wasserverbrauch drastisch sinkt, weil heimische Pflanzen weniger des knappen Guts konsumieren. Neethlingshof hat bis heute auf über 15 Hektar diese fremde Vegetation entfernt und fördert damit den Lebensraum für einheimische Pflanzen und Insekten, Vögel und weitere Tiere, die wiederkehren. Damit sie sich ungestört zwischen den diversen Schutzgebieten bewegen können und sich das gewünschte Gleichgewicht im Ökosystem wieder einpendelt, wurden natürliche Korridore freigeschlagen. Vögel fressen nun unerwünschte Insekten und Schlangen und Eulen Mäuse und andere Nager in den Weinbergen. De Wet Viljoen weiß aus Erfahrung, dass dank dieses natürlichen Zusammenspiels von Schädlingen und Nützlingen weniger Chemikalien gegen Schädlinge verwendet werden müssen.
Um all diese Naturschutzprojekte erfolgreich realisieren zu können, braucht es die Sensibilität der Mitarbeiter für das Thema. Daher werden sie darin geschult, wie sie fremde Pflanzen erkennen und beseitigen können, oder sie lernen, dass Schlangen nicht immer gefährlich, sondern Teil des Ökosystems sind und Nager fressen. Durch die Schulungen wächst ein breites Verständnis für Nachhaltigkeit und dafür wie wichtig es ist, auf die Natur zu achten.
De Wet Viljoen ergänzt: „Wir müssen alle lernen, dass wir uns um unsere wichtigste Lebensgrundlage, die Natur, zu kümmern haben, auch in Hinblick auf zukünftige Generationen. Das ist ein fortlaufender Prozess, der nie endet!“
Ein herausragendes Beispiel für den Erfolg von Neethlingshof ist, dass Wildtiere wiederkehren, die teilweise seit 17 Jahren nicht mehr gesehen wurden. Zu ihnen gehört der Karakal, eine mittelgroße Wildkatze, die auf dem Anwesen wieder Futter findet, denn durch das gestiegene Vorkommen an Insekten stieg auch die Zahl der Perlhühner, eine Delikatesse für die Wildkatze, die sich in die Berge zurückgezogen hatte. Auch der Schakal und Eulen wurden auf der Farm gesichtet. Die Eulen fangen in den Weinbergen Mäuse, da man ihnen, ihrem natürlichen Jagdschema entsprechend, Pfähle in der Nähe der Reben errichtet hat, von denen aus sie sich auf die Beute stürzen können. Diesen drei wiedergekehrten Arten ist eine eigene Weinserie gewidmet. Sie steht repräsentativ für die Naturschutzprojekte und deren Erfolg. Die Einnahmen aus den Verkäufen der Weine werden wiederum in die Projekte reinvestiert. So schließt sich der positive Kreis des nachhaltigen Weinbaus.
Naturliebhaber und Naturliebhaberinnen können die Wildtiere sowie die Naturschutzgebiete vor Ort erleben. Das Weingut bietet ausdrücklich Ökotourismus an und hat mehrere Strecken von Fahrradwegen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden ausgewiesen. Eine Mountainbikestrecke verbindet die Naturschutzgebiete der umliegenden Farmen. Auf Schautafeln wird erklärt, für welche Projekte sich das jeweilige Weingut engagiert und warum diese wichtig sind. In den Schutzgebieten können Interessierte die verschiedenen Pflanzenarten wie Renosterveld und andere Fynbosarten erkunden und bestimmen. Weitere Angebote wie beispielsweise Camping in den Weinbergen sollen in Zukunft folgen. De Wet Viljoen ist überzeugt, dass es wichtig ist, Gästen die Schönheit der Natur zu zeigen, aber dabei auch zu verdeutlichen, dass sie das Ergebnis des persönlichen Engagements des Betriebs für den Naturschutz und die Umwelt ist. De Wet Viljoen abschließend: „Es geht dabei nicht darum, Anerkennung für das zu erhalten, was wir tun, sondern zu vermitteln, dass es einfach wichtig ist, es zu tun!“
Gegründet: 1692
Champion seit: 10. Juli 2009
Geschützte Fläche: 127 von 278 ha
Link zum Weingut: www.neethlingshof.co.za
Interviewpartner: De Wet Viljoen, Winzer und Kellermeister
Bezugsquelle: Capreo.com