Paul Cluver Wines auf dem De Rust Estate
Vor mehr als 120 Jahren begannen die Clüvers als erste Landwirte im Elgin-Tal Reben anzupflanzen. Gegründet wurde die Farm De Rust Estate bereits 1896 in der Nähe der kleinen Stadt Grabouw, 75 km von Kapstadt entfernt. Die Weine werden unter der Bezeichnung „Paul Cluver Wines“ vermarket. Das Weingut ist seit der vierten Generation in Familienbesitz. Neben dem Weinbau betreiben die Clüvers Apfel- und Birnenplantagen, das Hereford-Gestüt und eine kleine Rinderzucht. Heute ist die rund 2000 Hektar umfassende Farm Teil des 100.000 Hektar großen Naturschutzparks und des UNESCO Welterbes, dem „Kogelberg Biosphere“.
Es ist das erste von insgesamt sechs Biosphärenreservaten, die 1998 in Südafrika ins Leben gerufen worden sind. Rund 1.200 Hektar ihres Anwesens hat Familie Clüver dem Naturschutz gewidmet. Gemeinsam mit der Nachbarfarm haben sie 1994 das Naturschutzgebiet „Groenlandberg“ geschaffen. Dr. Paul Clüver sen. kann als Pionier auch in Sachen Umweltschutz zitiert werden: „Vor 30 Jahren war Klimaschutz kein Begriff und die Menschen dachten, die Welt dreht sich einfach weiter. Aber dann erkannten immer mehr Menschen, insbesondere Farmer, dass etwas getan werden muss.“
Dr. Paul Clüver nimmt mit seinem Engagement eine Vorbildrolle ein. Seit 2008 ist die Farm ausgezeichnet als Biodiversity-Champion. Doch nicht nur die Flora liegt den Clüvers am Herzen. Ein weiteres Hauptanliegen ist, das Wasser der Region zu schützen. Beraten und unterstützt werden sie dabei von Wissenschaftlern des WWF Cape Nature Working for Water sowie von mehreren Western-Cape-Universitäten. Dr. Clüver ist besorgt: „Wasser ist eine so wertvolle Ressource. Der Schutz von Wasser ist keine Privatangelegenheit, aber in Südafrika braucht es sehr viel privates Engagement. Das haben wir während der mehrjährigen Trockenheit gelernt.“
Im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprogramms setzt Familie Clüver zahlreiche Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität um. Das Ausmerzen eingeschleppter Pflanzenarten ist für den Schutz der heimischen Flora und Fauna das oberste Gebot. Die aus Australien eingeschleppten Bäume wie beispielsweise Akazien oder Eukalyptus verdrängen durch ihren starken Wuchs heimische Pflanzen und verbrauchen zudem extrem viel Wasser. Erfasst von einem Buschfeuer brennen sie länger und intensiver, was wertvolle Samen vernichtet, die im Boden lagern. Die heimische Fynbos-Vegetation jedoch braucht Feuer, um sich zu vermehren. Wenn sie von Flammen bedroht werden, stoßen die Pflanzen ab einem bestimmten Alter ihre Samen ab. Diese ruhen dann im Boden, zum Teil über Hunderte von Jahren, um zur gegebenen Zeit wieder zu erblühen. Das führt dazu, dass nach einem Brand in der Kapregion wieder uralte Fynbos-Arten auftauchen und die Biologen in Begeisterung versetzen.
Rund 10.000 Hektar sind im Vorjahr in der Umgebung von Elgin verbrannt. Dr. Paul Clüver weiß aus eigener Erfahrung, dass das Brandrisiko aufgrund der Klimaerwärmung und der zunehmenden Trockenheit steigt. Erst letztes Jahr sind rund 10.000 Hektar Land abgebrannt. Mit dem Einrichten einer Wetterstation hat Familie Clüver ein Vorwarnsystem geschaffen und einen Risikomanagement- und Notfallplan erarbeitet.
Bei der Rodung anfallende Hölzer häckselt sie zu Mulch, vermischt sie mit Dung von der eigenen Rinderherde und Brauchwasser der Farm und kompostiert sie. Dieser Kompost, der den landwirtschaftlich genutzten Flächen zurückgeführt wird, fördert das Bodenleben und die Kapazität, Wasser zu speichern. Die Bodenfeuchtigkeit wird während der Vegetationsphase mit Sonden überwacht. Die bedarfsgerechte Bewässerungsmenge errechnet ein Computerprogramm. Um Wasser und Energie zu sparen, erfolgt die Beregnung während der Nacht. Der Strom stammt auf der Farm der Clüvers seit 2015 überwiegend aus eigenen Sonnenkollektoren.
Um die Ansiedelung der Vögel zu fördern, wurden in den Wasserrückhaltebecken kleine Inseln eingerichtet. Dort können sie ungestört nisten. Die eingesetzten Wasserpflanzen binden das Nitrat und fördern dadurch die Wasserqualität.
Doch die Clüvers ruhen sich nicht auf ihren Erfolgen aus und haben sich für die Zukunft noch viel vorgenommen. Dr. Paul Clüver begründet seine Motivation: „Wenn man der Natur die Möglichkeit gibt sich selbst zu heilen, ist es unglaublich, wie schnell dieser Regenerationsprozess einsetzt.“ In den nächsten Jahren will er u. a. die Fläche der Schutzgebiete vergrößern und noch mehr einheimische Vegetation anpflanzen. Das schafft neue Nahrungsquellen für die Bienen, die in dieser Region besonders wichtig für die Bestäubung der weitläufigen Obstplantagen sind.
Familie Clüver lässt viele Menschen an ihren Errungenschaften für den Naturschutz teilhaben. Auf einer landschaftlich reizvollen Strecke von rund 50 km können Outdoorfans mit dem Mountainbike die Farm, das Naturschutzgebiet und das angrenzende Reservat erkunden. Besuchergruppen können thematisch geführte Touren zum Naturschutz, Wein- und Obstanbau oder zur Arbeit im Weinkeller buchen. Auch eine viertägige geführte Wanderung durch die angrenzenden Berge findet sich im Angebot. Schulklassen können bei der Errichtung von schwimmenden Inseln auf den Stauseen für die Vögel mithelfen. Dr. Clüver: „Unsere Intention ist, dass die Menschen selbst erleben, was Naturschutz bewirkt. Wenn sie selbst aktiv werden können, ist das insbesondere für Kinder ein unvergessliches Erlebnis.“
Die Motivation, sich immer weiter für den Naturschutz einzusetzen, stammt bereits von der Generation der Großeltern. Frau Gertrude Clüver, die Mutter von Dr. Paul Clüver, hat dieses Verständnis für die Notwendigkeit, auf die Belange der Natur nicht nur Rücksicht zu nehmen, sondern auch in sie zu investieren, an die nächsten Generationen weitergegeben. Dr. Paul Clüver formuliert es so: „Es liegt quasi in der DNA unserer Familie, unser Wirken den Gesetzmäßigkeiten der Natur zu unterstellen. Wir denken: Wenn alle wenigstens ein bisschen was tun, dann machen wir zusammen hoffentlich genug!“
Gegründet: 1896
Champion seit: 19. September 2008
Geschützte Fläche: 1.200 von insgesamt 2.000 ha
Link zum Weingut: www.cluver.com
Interviewpartner: Dr. Paul Clüver, 1. Vorsitzender
Bezugsquelle: Ludwig von Kapff