Vergelegen Estate

Vergelegen Estate

Vergelegen (niederländisch für „weit entfernt liegend) war das erste Weingut in Südafrika, das im März 2005 für sein herausragendes Umweltengagement zum Champion gekürt wurde. Diese Auszeichnung erhielt der Betrieb vom Expertengremium der Biodiversity & Wine Initiative (BWI), gegründet im Jahr 2004. Gutsverwalter Leslie R. Naidoo ist stolz: „Erfolgreicher Umweltschutz ist ein Prozess, der aufwendig ist und vor allem viel Zeit bedarf. Dass wir 2005 schon führend waren, beweist, dass wir uns schon seit vielen Jahren der Nachhaltigkeit verpflichten – aus eigener Überzeugung und nicht aus Marketinggründen.“

Seit mehr als 20 Jahren engagieren sich die Verantwortlichen von Vergelegen für den Erhalt der mannigfaltigen Biodiversität, für den Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Leslie R. Naidoo erläutert: „Unser Erfolg begründet sich auch darin, dass wir ganzheitlich denken und handeln!“

Ganzheitlich denken bedeutet auch, bereichsübergreifend zu agieren. Mit Blick auf den Weinbau und die Weinerzeugung ist Vergelegen seit 2000 auch IPW-zertifiziert. IPW steht für Integrated Production of Wine und ist ein Standard, der in Südafrika den rechtlichen Rahmen bildet, um alle Arbeitsschritte unter Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien auszuführen und sie zu bewerten. Die umweltorientierte Philosophie des Unternehmens deckt sich auch mit der Entscheidung, seit vier Jahren kein Glyphosat mehr zu verwenden. Das Herbizid, das zur Unkrautbekämpfung eingesetzt wird, steht in der öffentlichen Kritik, gesundheitliche Schäden hervorzurufen. Auch auf Pestizide, also chemische Pflanzenschutzmittel die Mikroorganismen und Lebewesen schädigen, verzichtet Vergelegen weitgehend. „Je mehr die Ökosysteme auf der Farm in ihr natürliches Gleichgewicht zurückfanden, umso weniger Chemie brauchten wir. Wo Schädlinge auftauchen, liefert die Natur einen Nützling, der sich davon ernähren kann,“ sagt Naidoo.

Nach dem Übergang der BW-Initiative 2015 in das Programm WWF Conservation Champion konnte das Weingut den Status Champion aufgrund seines nachweislichen Einsatzes für den Natur- und Umweltschutz behalten. Mit den Beratern des WWF erarbeitete das Weingut einen erweiterten Maßnahmenplan.

Die Voraussetzung für einen wirkungsvollen Naturschutz ist die Ausrottung der fremden Pflanzen auf den Gutsflächen, der sogenannten „Aliens“. Dazu zählen beispielsweise Pinien, Akazien oder die Port-Jackson-Weide. Aufgrund ihres hohen Wasserverbrauchs und ihres dominanten Wachstums stören sie das ökologische Gleichgewicht. 15 Jahre dauerte das Abholzungsprojekt, das als das größte private Naturschutzprojekt seiner Art in Südafrika gilt. Rund 150 Vollzeitarbeitsplätze wurden hierfür geschaffen, die auch noch heute noch bestehen.

Es galt, eine Mammutaufgabe zu bewältigen, da bis zu 100.000 Bäume beseitigen werden mussten. Zudem bedurfte es umfassender Schulungen, um dem Personal den sicheren Umgang mit den Maschinen beizubringen. Dank der enormen körperlichen Anstrengungen gelang es, auf 2.240 von insgesamt 3.000 Hektar den ursprünglichen ökologischen Zustand wiederherzustellen. Mit der heimischen Vegetation kehrten auch zahlreiche heimische Vögel und andere Tiere auf das Anwesen zurück.

Zur natürlichen Vegetation gehört z. B. das Swartland Shale Renosterveld, ein sehr seltener, einheimischer Vegetationstyp, der auf 140 der geschützten 2.240 Hektar wächst. Eine weitere Seltenheit ist der Lourensford Aluvium Fynbos, den es weltweit nur noch auf 9 Hektar Fläche gibt – 4 Hektar davon allein auf Vergelegen. Zu den Tieren, die wiedergekehrt sind, gehören Eulen, Rehantilopen, Kraniche und Schakale.
Da ist es schon berechtigt, wenn Leslie R. Naidoo stolz erläutert: „Diese Erfolge bestätigen uns, dass wir mit unserem Naturschutz das Richtige tun.“

Ein wichtiger Meilenstein und Belohnung für den enormen Einsatz ist die im Oktober 2008 unter Naturschutz gestellte Fläche, die zum privaten Naturreservat erklärt worden ist. Sie ist mit dem Status des Kruger-Nationalparks gleichzusetzen, auch wenn das Reservat auf Vergelegen nur die Flora, nicht aber die Fauna, also die Gesamtwelt der Tiere, vorweisen kann. Vom Ausruhen auf diesen Lorbeeren kann keine Rede sein.

Das Management des Weinguts hat sich für die Zukunft noch einiges vorgenommen:

  • Das Naturreservat soll für kleine touristische Gruppen zugänglich werden. Die Menschen sollen erleben, was aktiver Naturschutz bewirken kann und wie heimische Pflanzen und Tiere wiederkehren.
  • Vergelegen möchte die Führungsrolle im Bereich Naturschutz und nachhaltige Weinerzeugung halten und ausbauen. Gleichzeitig wollen die Verantwortlichen ihre Erkenntnisse mit der Weinwirtschaft und Bildungseinrichtungen teilen.
  • Die Zusammenarbeit mit dem World Wide Fund For Nature (WWF) wird gestärkt, um den Status Champion für eine lange Zeit zu behalten, denn darauf sind die Verantwortlichen von Vergelegen sehr stolz.

Leslie Naidoo formuliert es so: „Nachhaltigkeit ist kein Status quo, den man erreicht, sondern es ist ein kontinuierlicher Prozess. Da wir heute die Erfolge der letzten Jahre sehen und messen können, ist unsere Motivation auf einem sehr hohen Niveau!“

Gegründet:                                  1. Februar 1700
Champion seit:                           März 2005, erster Champion
Geschütze Fläche:                       2.240 von insgesamt 3.000 ha
Webseite:                                     www.vergelegen.co.za
Interviewpartner:                       Leslie R. Naidoo, Estate Gutsverwalter
Bezugsquelle:                              Vinexus