Wer heute Weingüter in Südafrika besucht und Gelegenheit hat, einen Blick in die Keller zu werfen, wird dort oft – gerade auch junge – Farbige in Aktion sehen. Mehr und mehr junge farbige Südafrikaner verstehen, dass die Weinbranche ihnen beste Möglichkeiten für eine Karriere bietet. An der Universität Stellenbosch und dem auf Weinbau spezialisierten Elsenberg College können sie sich dafür eine grundsolide Basis aneignen.
Als sich Natasha Williams um einen Studienplatz in Stellenbosch bewarb, dachte sie an alles andere, aber nicht an Wein. „Ich wusste, dass ich etwas Wissenschaftliches machen, aber dass ich auch gern draußen in der Natur sein wollte. Ich stellte den Antrag bei der Stellenbosch University, um Mikrobiologie zu studieren. Schnell wurde mir aber bewusst, dass ich meine Tage nicht in einem Labor verbringen wollte. Deshalb versuchte ich es mit Weinmachen, weil mir schien, dass dies eine gute Kombination zwischen Wissenschaft und Natur wäre. Mein erstes Praktikum ging über sechs Monate auf dem Jordan Wine Estate, und nicht nur im Keller, sondern auch im Weinberg mit Gary Jordan. Dort habe ich extrem viel gelernt! Das bestärkte mich darin, dass ich im Wein arbeiten wollte.“
Durch die praktischen Erfahrungen motiviert, legte sich Natasha mächtig ins Zeug und absolvierte ihren Bachelor in Önologie und Weinbau 2013 mit cum laude. Im drauffolgenden Jahr erhielt sie bei Bosman Family Vineyards einen Posten als Junior Winemaker, wo sie insbesondere für die Rotweine verantwortlich ist. Ein Glücksfall für Natasha. Das Gut, zugleich eine der bedeutendsten Rebschulen der südlichen Hemisphäre, ist absolut vorbildlich in sozialer Einstellung und Fair Trade. Nach dem Motto „Wir glauben daran, dass wenn du dich um die Leute sorgst, die die Arbeit tun, die Leute sich um die Arbeit sorgen, die sie für dich tun“ kümmerten sich Petrus Bosmans Urgroßeltern schon vor mehr als 100 Jahren um ihre Arbeiter und stellten damals einen gewissen Adam Apollis ein. Während Petrus die 8. Generation der Familie vertritt, sind die Nachkommen von Adam in der 5. Generation auf dem Gut. Über 50 Jahre konzentrierte sich die Familie ausschließlich auf die Rebschule, bis Petrus Bosman 2006 den 260 Jahre alten Weinkeller wieder in Betrieb nahm. Seine erste Cuvée nannte er Adama, Adam Apollis und seiner Familie zu Ehren. Zwei Jahre später vollzog die Familie einen revolutionären Schritt. Sie überschrieb 26% des gesamten Unternehmens ihren Arbeitern. „Wir haben über 300 feste Arbeiter, 85 Prozent von ihnen leben und wohnen auf der Farm“, berichtet Natasha.
Jetzt ist Natasha für Adama verantwortlich. „Die Blend von 2016 besteht hauptsächlich aus Shiraz“, erklärt sie, „dann Cinsault, Grenache Noir, Primitivo, Nero d’Avola, Tempranillo und ein wenig Viognier. Ausgebaut wird er 9 Monate lang zu 60 Prozent in gebrauchter amerikanischer Eiche und zu 40 Prozent in älteren französischen Fässern. So kann der Wein noch im selben Jahr, in dem er gelesen wurde, herauskommen. Wir achten sehr darauf, wie wir Tannine und Farbe extrahieren. Beim Grenache spiele ich etwas mit Rappen und ganzen Trauben, denn die Trauben kommen von bush wines. Gerade beim Grenache findet man größere Trauben und größere Beeren. Da benutze ich die Ganztraubenvergärung, um die Frucht herauszubringen, während die Rappen Tannine und Komplexität hinzufügen.“ Natasha ist ganz in ihrem Element und erklärt mit bewundernswerter Präzision, wie sie mit den Trauben im Keller umgesprungen ist. Zugleich spiegelt die Blend Adama mit ihren verschiedenen Sorten die Stellung der Bosmans als Rebveredler wieder. Sie sind die einzigen in Südafrika, die einen Nero d’Avola im Programm haben, und aus alten Cinsault-Stöcken haben sie den großartigen Twyfeling gekeltert. „Bei den Bosmans bin ich über meine Grenzen hinaus gestoßen worden“, gesteht Natasha freimütig. „Denn Wein ist ja kein Teil meines Backgrounds. Das hier ist etwas, in das man tief einsteigen und mit dem man in Liebe fallen kann.“ (A.D.)
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Bosman Wines in Deutschland:
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