Chenin Blanc – eine traditionelle Weißweinsorte weckt neue Begeisterung. Am 20. Juni feiert die internationale Weinwelt den #drinkchenin Tag. Warum? Weil es eine Rebsorte ist, die Freude bereitet: aufgrund ihrer Vielfältigkeit bei den Ausbauweisen, Herkunft, Winzern und weil die Weine so gut schmecken! Ob einfach frisch-fruchtige, preiswerte Weine für den Alltag oder komplexe vielschichtige Qualitäten für Momente, in denen Wein mehr von unserer Aufmerksamkeit bekommt – Chenin Blanc ist immer eine Option. Seine harmonischen Säurewerte und das dezente Aroma profilieren ihn als perfekten Begleiter zu vielen Speisen. Experten mögen ihn, weil er – vor allem im Topsegment – seine Herkunft und die Idee des Erzeugers widerpiegelt. Ob von der Loire, Südafrika, Australien – die Beliebtheit von Chenin Blanc „goes global“!
Chenin Blanc – seine Herkunft
Die Herkunft dieser Weißweintraube reicht bis ins 9. Jahrhundert zurück. Damals vermutlich Chenere bzw. Plant d’Anjou genannt. Auf Chenin Blanc wurde sie erst im 15. Jahrhundert getauft. Benannt nach dem Mount Chinon, als sie in die Touraine Region im Loire Valley exportiert wurde. In Südafrika ist Chenin Blanc seit Begründung des Weinbaus vor rund 360 Jahren ein unverrückbarer Bestandteil der weinbaulichen DNA. Vermutlich kamen die ersten Chenin-Setzlinge bereits 1655 an das Kap der guten Hoffnung und es waren vermutlich Chenin-Trauben, aus denen Jan van Riebeeck vor 361 Jahren den ersten Most abpresste.
Chenin auf dem Vormarsch am Kap
Chenin Blanc etablierte sich in der Kapregion aufgrund der hohen Ertragskraft. Diese Rebsorte passt sich gut an unterschiedliche Standortbedingungen an und lieferte ordentliche Grundweine für die Erzeugeng von Brandy oder Alkohol. Furore machte Chenin in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert als Lieberstein – eine halbtrockene Cuvée aus Chenin Blanc und Clairette, war der erste Markenwein Südafrikas. Mit 31 Millionen Flaschen avancierte Lieberstein 1964 zum Besteller. Mit dem Slogan „Überall. Jederzeit!“ befeuerte der Erzeuger, die Stellenbosch Farmers Winery, den Absatzerfolg mit der ersten groß angelegten Weinmarketingkampagne. Wein gab es in großen Mengen und halbtrocken ausgebaut, schmeckte der Wein zu vielen Gelegenheiten.
Dave Huges, einer der Macher aus dieser Zeit erzählt: „Dieser Weinstil war damals eine Novität. Zu diesem Durchbruch hat uns die Entstehung einer modernen Kellertechnologie verholfen. Lieberstein war auch einer der ersten Weine mit Schraubverschluss!“ Zeitgleich faszinierte ein weiterer Chenin Blanc aus Südafrika die internationale Weinwelt: der Nederburg Edelkeur! Dieser „Noble Late Harvest“-Wein, vergleichbar mit einer Trockenbeerenauslese. Damit wurde das Erfolgsgeheimnis dieser Rebsorte offensichtlich. Es sind die vielseitigen Weinstile, die je nach Philosophie des Winzers und der Behandlung der Reben, erzeugt werden können.
Nach Südafrikas politischer Wende in 1994 lieb Chenin Blanc die meist angebaute Weißweinsorte des Landes. Auch wenn sich ein großer Teil der Winzer den edleren Rebsorten wie Chardonnay und Sauvignon Blanc bzw. dem Anbau von Rotweinen zuwandten. Der Aufstieg von Chenin Blanc, wie ihn Südafrika derzeit erlebt, ist weitsichtigen Winzern wie Irina von Holdt (Old Vines), Ken Forrester Wines, Villiera, Raats Wines, Beaumont, Mulderbosch zu verdanken: Sie gründeten 1999 die Chenin Blanc Association, mit dem Ziel das Qualitätsbewusstsein zu fördern und Chenin aus der Ecke des Massenweins herauszuholen. Ihre eigenen Weine zählen bis heute zu den Leuchttürmen der Chenin-Bewegung.
Ein weiterer Erfolgsfaktor, der die Dynamik von südafrikanischer Chenin Blancs forciert, sind die vielen Neuentdeckungen, die in den letzen Jahren vorgestellt wurden. Vor allem seit eine agile Generation an Querdenkern das Potenzial alter Reben entdeckt hat. Unter dem Patronat des Old Vines Project (Alten Reben) entstand ein neues Bewusstsein für den besonderen qualitativen Wert von Weinbergen, die älter sind als 35 Jahre. Um deren Erhalt zu schützen, begannen zahlreiche junge unabhängige Weinmacher diese Trauben direkt von den Weinbauern zu kaufen und möglichst naturbelassen auszubauen. Sie überraschten die internationale Weinwelt mit komplexen und dennoch eleganten Chenins. Genau diese individuellen Weinstile, diese wilden Charaktere und deren Eigenständigkeit sind es, die das Feuer der Begeisterung für bis dato oft unscheinbare Rebsorte neu entfachen – sowohl bei den Konsumenten als auch bei den Winzern selbst.
Bezugsquellerverzeichnis: „Winefinder – Weine aus Südafrika“
Foto und Text: Petra Mayer