Chenin Blanc genießt bei Weinliebhabern ein immer höheres Interesse. Warum? Weil diese Rebsorte u. a. ein breites Geschmacksspektrum abdeckt – von fein, fruchtig bis gehaltvoll körperreich. Von prickelnd bis süß. Von preiswert bis hochwertig. Seine dezente Frucht und die dezente Säure prädestiniert ihn als harmonischer Begleiter zu vielen Anlässen und Speisen. Die Krönung sind die edelsüßen Spezialitäten, mit einer fulminanten Fülle und gleichzeitiger Feinheit am Gaumen. Spannend ist die Entwicklung vor allem im Segment der hochwertigeren Chenin Blancs. Die Rebsorte ist sehr empfänglich sowohl für weinbauliche als auch kellerwirtschaftliche Maßnahmen. Extrem auffallend ist, wie durch die Reduzierung des Traubenertrages die Qualität der Trauben explodiert. Die Grundweine zeigen sehr viel mehr Extrakt, vor allem wen sie naturbelassen vergoren werden und längere Zeit auf ihrer Feinhefe lagern.
Auch in Südafrika besinnen sich immer mehr Weinmacher beim Ausbau ihrer Chenin Blanc Weine auf eine handwerkliche Arbeitsweise. Zumal viele junge Weinmacher, die ihre eigenen Weine lancieren, gar kein großes technisches Equipment besitzen. Und auch nicht wollen. Grade diese unkonventionellen Weine sind es, die in der modernen Weinszene weltweit für Begeisterung sorgen. Die meisten der jüngeren Akteure haben eine enorme Leidenschaft für Terroir und wollen, gepaart mit internationaler Erfahrung, neue qualitative Standards setzen. Chenin hat eine lange Tradition am Kap und wurde jedoch strukturell bedingt auf das Niveau eines Massenweins limitiert. Bereits 1964 war Lieberstein, der erste südafrikanische Markenwein mit Chenin als Bestandteil der Cuvée ein internationaler Bestseller. Rund 31 Millionen Flaschen wurden davon jährlich verkauft. Mit der politischen Wende in 1994 forcierten die Kapwinzer den Anbau von Chardonnay, Sauvignon Blanc bzw. bevorzugten die noblen roten Sorten, wie man sie vor allem aus dem Bordeaux kannte. Chenin Blanc blieb zwar mit 17.148 Hektar die stärkste Weißweinsorte des Landes. Das Image war jedoch eher bescheiden. Doch es gab schon immer passionierte Chenin Blanc Winzer, wie z. B. Ken Forrester oder Bruwer Raats uvm., die wussten: Chenin und Südafrika – das ist ein perfektes Paar. Gemeinsam gründeten sie die Chenin Blanc Association, um sowohl aufseiten der Winzer als auch gegenüber Konsumenten, das Bewusstsein für diese Sorte zu stärken.
Ina Smith, langjährige Leiterin der Chenin Blanc Association, schwärmt für diese Sorte. „Eine Rebsorte, mit der es nie langweilig wird. Weder für die Winzer noch für die Genießer. Es gibt soviel unterschiedliche Stilrichtungen. Das ist zwar nicht immer auf Anhieb vom Aussehen einer Flasche zu erkennen, aber mit der Zeit kennt man die Namen. Außerdem macht diese Sorte immer mehr Spaß und es gibt sensorisch einen gewissen Wiedererkennungseffekt und bürgt als Garant für unbeschwerten Weingenuss.“