Die Auswirkungen des Exportverbots für die südafrikanische Weinwirtschaft

Die Welt befindet sich derzeit in einer Krise von unberechenbarem Ausmaß und Südafrika bildet dabei keine Ausnahme. Weltweit wurden von Regierungen drastische Maßnahmen ergriffen, um den COVID-19-Virus zu bekämpfen. Südafrika zeigt sich mit einem nationalen Lockdown und dessen Verlängerung bis Ende April besonders konsequent. Diese drastischen Maßnahmen treffen den Weinsektor besonders hart. Während der Krisenzeit ist der lokale Verkauf, ebenso wie der Export von Wein verboten. Für eine kurzfristige Erleichterung sorgte am 7. April die Sondererlaubnis, dass sowohl Flaschen- als auch Fassweine, die für den Export bestimmt sind, exportiert werden dürfen. Am Abend des 16. April jedoch wurde diese Regelung überraschenderweise wieder aufgehoben. Nach der anfänglichen Enttäuschung warnen nun die berufsständischen Vertreter vor erheblichen sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen für die rund 290.000 Beschäftigten im Weinsektor. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen geben die Verhandler nicht auf, die südafrikanische Regierung zu einem Umdenken zu bewegen und verweisen dabei auf die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Agrarsektors Wein, für das gesamte Land.

Der südafrikanische Weinsektor begegnet dem potenziellen Ausmaß der Covid-19-Krise mit größtem Respekt und stimmt mit der Regierung in der Umsetzung entsprechender Schutz- und Hygienemaßnahmen weitgehend überein. Die kurzfristige Entscheidung der Regierung vom 16. April 2020, die Weinexporte während des Lockdowns nun doch wieder zu verbieten, stößt jedoch auf heftige Kritik. Die Regierung befürchtet, dass aufgrund des lokalen Alkoholverbotes, der für den Export bestimmte Wein am Ende auf dem lokalen Schwarzmarkt landet. Doch aus Sicht der Weinexporteure stellt dies kein Risiko dar, da es sich hierbei um eine vom lokalen Vertrieb völlig separate Wertschöpfungskette handelt. Die Administration der Exporte wird von der SARS (South African Revenue Service) und von SAWIS (South African Wine Information System) streng überwacht.

Im Rahmen weitreichender Lobbyarbeit haben Vertreterinnen und Vertreter der weinbaulichen Organisationen (VINPRO, SALBA; WoSA uvm.)  kontinuierlich mit verschiedenen Regierungsstellen verhandelt. Einer der ersten Erfolge war, dass die Ernte 2020 fortgeführt werden konnte. Ein zweiter wichtiger Meilenstein wurde am 7. April erreicht: Die Weinerzeuger durften ihren für den Export vorbereiteten Wein sowohl als Flaschen als auch als lose Ware während des nationalen Lockdowns exportieren. Am Donnerstagabend, 16. April, kam der Schock: Diese Ausnahmeregelung wurde wieder aufgehoben.

Die Branchenvertreter warnen – das Verbot der Weinexporte stellt ein erhebliches Risiko für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Weinwirtschaft und die soziale Stabilität im Western Cape dar. Rund 290.000 Menschen im Western Cape, darunter rund 40.000 Farmarbeiter und ihre Familien, sind im Weinbereich beschäftigt, bzw. auf ein Einkommen angewiesen. Siobhan Thompson, CEO von Wines of South Africa (WoSA): „Wir sind zutiefst enttäuscht und schockiert über die Vorgehensweise der Regierung, die eine Wiederaufnahme der Exporte zulässt und diese dann einige Tage später stoppt. Dieser Schritt hat das Ansehen Südafrikas bei seinen internationalen Interessenvertretern als zuverlässiger Handelspartner stark beeinträchtigt. In dieser Krisenzeit nicht exportieren zu dürfen, belastet unsere zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Wir befürchten, dass wir weltweit an Listungen im Handel verlieren. Das Exportverbot bedroht den Lebensunterhalt und die langfristige Zukunft zahlreicher Menschen, die im Weinsektor beschäftigt sind.“

Südafrikas Weinwirtschaft existenziell bedroht

Südafrikas Weinwirtschaft exportiert aktuell laut SAWIS durchschnittlich einen Jahreswert von R8,4 Milliarden (414 Millionen Euro). Wein ist eines der stärksten Agrarexportgüter Südafrikas. Der jährliche Beitrag zum BIP beträgt rund R49 Milliarden. Der Beitrag zur Verbrauchs- und Mehrwertsteuer beläuft sich auf R7,5 Milliarden. Rund 290.000 Menschen sind im Weinsektor beschäftigt, davon rund 40.000 Arbeiter, die mit ihren Familien in den ländlichen Gegenden des Western Capes leben.

In der globalen offiziellen Nomenklatur wird Wein als ein landwirtschaftliches Nahrungsmittel eingestuft. Dies bestätigen auch Exportnationen wie Argentinien und Chile, Australien, USA und Neuseeland. Wein wird als landwirtschaftliches Nahrungsmittel klassifiziert und alle Regierungen lassen zu, dass die Exporte während der gegenwärtigen Krise fortgesetzt werden. Selbst Länder wie Italien, welches eine der höchsten Raten von Infektionen und Todesfällen durch Covid-19 aufweist, erlauben ihrer Weinwirtschaft ihre Erzeugnisse zu exportieren, da dies als eine wesentliche Dienstleistung angesehen wird.

Südafrika ist daher das einzige weinerzeugende Land, das ein derart strenges Exportverbot forciert. Es wird geschätzt, dass das fünfwöchige Verbot während der Sperrzeit, konservativ berechnet, einen Verlust von direkten Exporteinnahmen von mehr als R1 Milliarden (FOB-Wert) bedeutet. Dabei bleiben Schäden für den Verlust an Reputation, Listungen, Ausfall von Promotionen und die Nutzung zukünftiger Marktchancen unberücksichtigt. Was nach dieser anfänglichen Fünf-Wochen-Sperrfrist zu erwarten ist, bleibt abzuwarten.

In der Kommunikation mit der Regierung hat der Weinsektor transparente Maßnahmenpläne skizziert, wie die Sicherheit jedes Einzelnen geschützt wird und die Ausbreitung des Covid-19-Virus verhindert werden soll. Die Verladung von exportfähigen Gütern ist nicht arbeitsintensiv. Es erfordert ein Minimum an menschlicher Interaktion, so dass einer Fortführung des Exports, unter Einhaltung der Regeln für eine soziale Distanzierung, bedenkenlos eingehalten werden könnte. Doch die Anliegen des Weinsektors und deren Warnungen vor den drastischen Auswirkungen und wirtschaftlichen Einbußen erzielen bei den Vertretern der Regierung aktuell kein Gehör. Dennoch geben sich die Südafrikaner nicht geschlagen und kämpfen weiterhin für die Aufhebung, mit dem Verweis auf die langfristigen wirtschaftlichen und sozialen Einbußen für die gesamte Bevölkerung. 

Pressemeldung von WoSA