Südafrikas Weinwirtschaft befindet sich nach der Pandemie auf Erholungskurs. Trotz eines Rückgangs der Gesamtweinexporte um 5 Prozent in 2022 im Vergleich zum Vorjahr blicken die Winzer zuversichtlich auf das kommende Jahr. Der Wert der exportieren Weine ist lediglich um 2,4 Prozent gesunken, da die durchschnittlich erzielten Preise pro Liter Wein leicht gestiegen sind. Die Weinerzeugenden am Kap hatten im Vorjahr mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen: steigende Kosten, Transportschwierigkeiten und Engpässen bei der Lieferung von Verpackungsmaterial uvm. Die Optimismus der Weinbranche wird derweil von der wachsenden Zahl der internationalen Gäste am Kap beflügelt, die Weinlese 2023 hat gut begonnen und der Rückkehr der Südafrikaner zur ProWein im März in Düsseldorf bildet den farbenfrohen Auftakt ihrer internationalen Handelstätigkeit.
Insgesamt 368,8 Millionen Liter Wein verließen im letzten Jahr den Hafen von Kapstadt. Das sind rund 20 Millionen Liter weniger als im Vorjahr. Der Wert belief sich auf insgesamt 9,9 Milliarden Rand gegenüber 10,2 Milliarden Rand im Jahr 2021. Der mengenmäßige Rückgang ist in erster Linie auf die Einschränkungen des Schiffsverkehrs im Hafen von Kapstadt zurückzuführen. Eine längere Phase ungünstiger Witterungsbedingungen im April, die das Anlegen von Schiffen verhinderten, sowie zweiwöchige Streiks der Hafenarbeiter im Oktober letzten Jahres machten den Exporteuren das Leben schwer.
Der Durchschnittspreis pro Liter Kapwein in 2022 stieg um circa 2,2 Prozent. Diese Entwicklung ist auf erhöhte Fassweinpreise von 5,3 Prozent zurückzuführen. Südafrikas Weinbranche wertet diese verbesserte Wertschöpfung als ein wichtiger Schritt in Richtung Premiumisierung sowohl bei den Flaschen- als auch bei den Fassweinen. Die Ausfuhren von nicht abgefüllten Weinen machen rund 62 Prozent des südafrikanischen Weinexportvolumens aus. Am Gesamtumsatz haben Flaschenweine mit einem Anteil von 77 Prozent die Nase vorn.
Wirtschaftliche Entwicklung in den wichtigsten Absatzmärkten
Im Vereinigten Königreich, Südafrikas größten und traditionsreichsten Weinexportmarkt, sind die Bekanntheit und das Qualitätsangebot südafrikanischer Weine in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Der anhaltend positive Absatztrend konnte im Jahr 2022 mit einem Mengenzuwachs von 5 Prozent fortgeschrieben werden. Höherpreisige Offenweinexporte bescherten den Winzern ein wertmäßiges Wachstum von Plus 20 Prozent bei den Fassweinen, deren Absatzmengen um 11 Prozent gestiegen sind.
Der chinesische Markt, der in der Vergangenheit mit einem exponentiellen Wachstum für südafrikanische Weine trumpfte, hat sich aufgrund der extremen Restriktionsmaßnahmen vonseiten der Regierung stark verlangsamt. Die teils rigorosen Maßnahmen haben einen Großteil der Wirtschaft zum Stillstand gebracht und zu einem allgemeinen Rückgang des Weinkonsums geführt. Die Südafrikaner mussten dort ein wertmäßiges Minus von 26 Prozent hinnehmen; die Mengen gingen um 38 Prozent zurück.
In Deutschland, Südafrikas zweitgrößtem Markt, mussten die Südafrikas Weinexporteure einen Rückgang von 17 Prozent im Wert und 9 Prozent im Volumen verbuchen. Diese Entwicklung ist auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen. Steigende Inflation und gestiegene Lebenshaltungskosten prägen aktuell viele internationale Märkte. Doch bereits während der Pandemie änderte sich das Einkaufsverhalten deutscher Verbraucher, die zunehmend den heimischen Weinsektor unterstützten. Der drastische Rückgang des Tourismus nach Südafrika schmälerte ebenfalls das Interesse an südafrikanischen Weinen. Erfreulicherweise steigt aktuell die Zahl deutscher Reisender ans Kap und damit auch das Potenzial begeisterte neue Kunden zu gewinnen.
Die Entwicklung der Exporte in afrikanische Länder ist sowohl mengen- als auch wertmäßig bemerkenswert. Dieser Kontinent bietet weiterhin große Chancen für südafrikanische Weine. Die Südafrikaner sind zuversichtlich, dass auch eine Ratifizierung und Umsetzung des Freihandelsabkommens für den afrikanischen Kontinent (AfCFTA) künftig gute Möglichkeiten für ihre Weine bieten würde.
Siobhan Thompson, CEO von WoSA, Südafrikas Weinexportverband Wine of South Africa, kommentiert die aktuelle Exportentwicklung: „Die Erholung unserer Weinexporte im Jahr 2022 wurde durch eine Reihe von Faktoren behindert. Vielfach lagen diese außerhalb der Kontrolle unserer Produzenten. In den Monaten April und Oktober beeinträchtigen schlechte Witterungsbedingungen und Streiks im Hafen von Kapstadt die Logistik. Der Mangel an Schiffscontainern und Verpackungsmaterial stellten zusätzliche Herausforderungen dar.
Sie fährt fort: „Positiv ist, dass sich das Image südafrikanischer Weine sich weiterhin verbessert. Unsere Weinqualitäten haben bei vielen namhaften internationalen Wettbewerben große Auszeichnungen gewonnen und wurden sehr gut bewertet. Die CapeWine2022, unser wichtigster Branchenevent war ein großer Erfolg. Wir hatten im Oktober letzten Jahres viele internationale Top-Einkäufer sowie zahlreiche Medien und Importeure zu Gast. Deren Begeisterung für unser Weinland wird sich positiv auf die Geschäftsbeziehungen und die Weinexporte in den kommenden Monaten auswirken.“
Farbenfrohe Rückkehr zur ProWein
Erstmals seit 2019 wird Wines of South Africa wieder auf der ProWein mit einem farbenfrohen Gemeinschaftsstand eine größere Präsenz zeigen. Das Weinland Südafrika präsentiert sich in Düsseldorf vom 19.-21. März 2023 mit rund 100 Ausstellenden in Halle 14, Stand A70 bis C82. Siobhan Thompson freudig: „Unsere Erzeugerinnen und Erzeuger können es kaum erwarten, vor Ort wieder persönliche Gespräche mit Importeuren, Einkäufern und Interessierten zu führen. Wir sind zuversichtlich, dass 2023 ein erfolgreiches Jahr für Südafrikas Weinexporteure wird.“
Rico Basson, Geschäftsführer von Vinpro, der Verband der südafrikanischen Weinproduzenten, kommentiert die aktuelle Lage: „Unsere Weinerzeuger und Exporteure sollten für die verantwortungsvolle Art und Weise gelobt werden, mit der sie im vergangenen Jahr ihre Weine vermarktet haben. Sie blieben fokussiert und verfolgten trotz des massiven Kostendrucks, nervigen Unterbrechungen der Lieferkette und überschüssigen Lagerbeständen keine kurzfristige Strategie, um ihre Produkte zu diskontieren. Das hätte die Arbeit, die in den letzten Jahren zur Verbesserung der Wertschöpfung der südafrikanischen Weine geleistet wurde, zunichtegemacht. Jetzt kehren unsere Winzer mit erstarkter Resilienz, hervorragenden Weinqualitäten und mit Begeisterung für ihre Herkunft in die internationale Weinarena zurück. Die ProWein ist ein idealer Auftakt, dem alle Teilnehmenden freudig entgegensehen.“
*WINES OF SOUTH AFRICA (WoSA) ist eine gemeinnützige Organisation, die den Export aller südafrikanischen Weine auf den wichtigsten internationalen Märkten fördert. Neben dem Hauptsitz in Stellenbosch, Südafrika, hat WoSA auch Büros in Johannesburg, England, Kanada, den USA, Schweden, China, den Niederlanden und Deutschland.
Foto: Petra Mayer