Wirtschaft

Mit dem demokratischen Regierungswechsel in Südafrika begann eine neue Ära für die Weinwirtschaft des Landes. Der Weinsektor hat sich von einem wenig beachteten Bereich zu einem der dynamischsten und spannendsten Weinländer der Welt entwickelt. Dieser Wandel ist eng mit den politischen Veränderungen und der Aufhebung internationaler Sanktionen verknüpft.

Während der Zeit der weißen Vorherrschaft war der südafrikanische Weinsektor stark eingeschränkt. Internationale Boykotte führten dazu, dass südafrikanische Weine auf dem Weltmarkt weitgehend unbeachtet blieben. Der Weinsektor wurde monopolistisch verwaltet, es gab nur wenige private Erzeuger, und die Weinberge befanden sich in einem schlechten Zustand. Hauptsächlich wurden weiße Rebsorten für die Herstellung von Massenweinen oder Branntwein angebaut.

Mit dem Ende der Apartheid und der Aufhebung der Sanktionen begann eine umfassende Transformation der Weinwirtschaft. Die Weinexporte stiegen von 24,5 Millionen Litern im Jahr 1993 auf etwa 540 Millionen Liter im Jahr 2017. Diese beeindruckende Entwicklung wurde nicht durch eine Ausweitung der Rebflächen erreicht, sondern durch eine optimierte Anbaupolitik und die Fokussierung auf Qualitätsweine. Der Anteil an roten Rebsorten wie Cabernet Sauvignon und Shiraz nahm zu, während Chenin Blanc, Chardonnay und Sauvignon Blanc weiterhin bedeutende weiße Sorten blieben.

Nach der Aufhebung der politischen Sanktionen in 1994 begannen südafrikanische Forscher, Winzer und Weinmacher, die Welt zu bereisen und im Austausch mit internationalen Kollegen das Potenzial ihrer heimischen Weinregionen neu zu entdecken. Diese internationalen Erfahrungen führten zu neuen Ideen und innovativen Ansätzen in der Weinproduktion. Der gesamte Sektor wurde privatisiert und modernisiert. Heute gibt es rund 550 private Weinerzeuger, die ihre Produkte weltweit vermarkten.

Die ertragsfähige Rebfläche Südafrikas umfasst etwa 97.000 Hektar und wird von rund 2.487 Weinfarmern bewirtschaftet. Diese liefern ihre Trauben an Weinerzeuger ab. Insgesamt gibt es gibt rund 523 Weinunternehmen in Südafrika. Davon sind 43 Produktionskellereien, 457 private Weinerzeuger und 23 produzierende Großhändler. Interessant sind die vielen Winemaker (m/f) die ihre eigenen Labels ausbauen und mit eher handwerklich erzeugten Terroir-Spezialitäten, das Sortiment bereichern.

Inzwischen sind die Exporte auf rund 364 Millionen Liter gesunken. Rund 44 Milionen Liter von den 864.7 verbleiben im heimischen Markt. Die vergangenen Jahre, seit der Pandemie sind für die Weinerzeuger extrem herausfordernd. Während der Lockdowns wurden sowohl der Export also auch der heimische Verkauf von Alkohol verboten, der Tourismus war beschränkt und auch am Hafen in Kapstadt kam es zu größeren Schwierigkeiten. Inzwischen ist der gesamte Weinmarkt weltweit unter Druck und vor allem der Fassweinmarkt von einem hohen Mengendruck geprägt.

Fazit

Der demokratische Wandel in Südafrika war der Katalysator für eine bemerkenswerte Entwicklung in der Weinwirtschaft des Landes. Durch Innovation, Internationalisierung und eine Fokussierung auf Qualität hat sich Südafrika zu einem der bedeutendsten Weinländer der Welt entwickelt. Die kontinuierliche Steigerung der Weinexporte und die Vielfalt der produzierten Weine sind eindrucksvolle Zeugnisse dieser Erfolgsgeschichte. Die Zukunft des Weinsektors wird stark von der Adaption auf den klimatischen Wandel, Öffnung neuer Exportmärkte und Abbau von Handelsbarrieren vor allem mit Blick auf Asien und USA beeinflusst werden. Zuversichtlich stimmt, dass die Qualitäten im gehobenen Segmenten immer besser und unverwechselbarer werden. Der hohe Kostendruck macht jedoch den Winzern auch hier zu schaffen.

Qualität ist Trumpf

Mit dem Ende der Apartheid begann eine Zeit intensiver Entdeckungen. Die Winzer erkannten die hohe Unterschiedlichkeit ihrer Weinbergslagen und die Einzigartigkeit der mannigfaltigen Flora und Fauna, die weltweit einmalig ist. Sie entdeckten die Parallele zwischen der Vielfalt ihrer einzigartigen Biodiversität und der hohen Varianz ihres Terroirs. Diese natürliche Vielfalt stellt eine Schatztruhe voller Möglichkeiten dar, um hochwertige Weine zu erzeugen.

Initiativen wie die Swartland Revolution, das Old Vine Project und zahlreiche Vereinigungen, die sich der qualitativen Entwicklung der Hauptrebsorten wie Pinotage und Chenin Blanc widmen, belegen den erfolgreichen Einsatz dieser Chancen.

Klimawandel und Anpassung

Angesichts des Klimawandels haben viele südafrikanische Winzer begonnen, ihre Anbaumethoden anzupassen. Es gibt einen klaren Trend hin zu alten Reben, die für ihre Fähigkeit bekannt sind, unter schwierigen Bedingungen hochwertige Trauben zu produzieren. Zudem wird der Fokus verstärkt auf kühlere Lagen gelegt, die sich positiv auf das Geschmacksprofil und die Qualität der Weine im Spitzensegment auswirken.

Der Weg zur Spitzenklasse

Südafrika ist bestrebt, sich von dem Image als Lieferant für preiswerte Massenweine zu befreien. Die steigende Zahl der Qualitätsweine und der Zuspruch renommierter Weinkenner weltweit belegen diesen Wandel. Der Handel unterstützt diese Entwicklung, indem er immer wieder neue hochwertige Weine in die Regale aufnimmt. Positiv wirkt sich auch die Veränderung im Konsumverhalten aus: Immer mehr Verbraucher gönnen sich höherwertige Weine und fordern fair produzierte Produkte. Diese Unterstützung stärkt den Transformationsprozess des Weinsektors, der nicht nur den Umweltschutz, sondern auch die soziale Gerechtigkeit weiter verbessert.