Biodiversität – die Vielfalt von Pflanzen- und Tierarten, sowie die biologische Vielfalt natürlicher Lebensräume, ist von enormem Wert für die Menschheit und ihre Zukunft. Umso unverständlicher, dass wir diese durch unseren Lebensstil erheblich gefährden. Südafrikas Winzer haben diese Bedrohung schon vor rund 20 Jahren erkannt und wirkungsvolle Gegenmaßnahmen eingeführt. Schließlich wachsen 95 Prozent der Reben, in einem der artenreichsten Ökosysteme weltweit.
Jährlich wird am 22. Mai weltweit der International Biodiversity Day, bzw. der internationale Tag der biologischen Vielfalt gefeiert. Erinnert werden soll daran, dass an diesem Tag im Jahr 1992 das UN-Übereinkommen zum Schutz von Biodiversität verabschiedet wurde. Das Übereinkommen wurde von 196 Staaten ratifiziert und in seiner Umsetzung vereinbarte die Weltgemeinschaft regelmäßig Ziele, um die biologische Vielfalt zu erhalten sowie ihre nachhaltige Nutzung und gerechte Verteilung dieses Nutzens zu fördern.
Südafrikas Winzer haben sich diesem Ziel bereits im Jahr 2004 offiziell verschrieben. Mit dem politischen Umschwung und gleichzeitigem Boom der Wirtschaft geriet die besondere Flora und Fauna, sowie die Tierwelt massiv unter Druck. Besonders gravierend war die Bedrohung des Artenverlustes im Western Cape bzw. im Cape Floral Kingdom, das aufgrund der enormen biologischen und genetisch artenreichen Flora und Fauna auch UNESO-Weltkulturerbe ist. Hier gedeihen mehr als 10.000 Pflanzenarten, viele davon sind weltweit einzigartig. Allein auf dem Tafelberg sind mehr Pflanzenarten beheimatet als im Vereinigten Königreich. In diesem Naturparadies sind rund 90 Prozent der südafrikanischen Weinbauflächen angesiedelt. Und um eine gesunde Balance zwischen Weinbau und Naturschutz zu gewährleistet, gründeten im Jahr 2004 Winzer und Naturschützer, die weltweit erste Biodiversity & Wine-Initiative (BWI).
In den ersten zehn Jahren wurden Umweltschutzpläne, Richtlinien erstellt und schützenswerte Vegetation sowie Ökosysteme identifiziert. Auf den engagierten Farmen wurden Flächen stillgelegt, um der heimischen Flora und Fauna einen Lebensraum zu gewährleisten, indem sie sich ungestört von menschlichen Einflüssen bzw. der Urbanisierung entfalten konnten. Dazu mussten zahlreiche eingeschleppte Pflanzenarten, wie Pinien und Eukalyptusbäume gerodet werden. Deren Wasserverbrauch und deren Brennverhalten bei Wildfeuern, birgt ein enormes Risiko für Umwelt und Anwohner. Nach rund 20 Jahren legten die Farmer rund 144.000 Hektar ihres Landes unter Naturschutz. Südafrikas Weinsektor schuf damit einen beachtlichen ökologischen Ausgleich zu den 100.000 Hektar, die für die Weinerzeugung kommerziell genutzt wurde. Die Erfahrungen dieser BWI-Pioniere und die Grundregeln zum Schutz der Biodiversität im Weinbau, flossen als verbindliche Richtlinien in das IPW-Nachhaltigkeitsprogramm ein. Ein Regelwerk, dass von nahezu allen Weinbauern am Kap eingehalten wird und weltweit Vorbildfunktion hat.
2015 wurde die BWI-Initative unter das Mandat des World Wide Fund (WWF) Africa gestellt. Mit dem Programm Conservation Champions, werden inzwischen die Weingüter besonders gefördert, die sich in besonders hohem Maße für Biodiversität und Naturschutz engagieren und strikte Regeln einhalten. Rund 40 Weingüter sind es derzeit, die dieses außerordentliche Engagement freiwillig einbringen. Die Weine dieser Weingüter, sind mit dem WWF-Sticker und dem Nachhaltigkeissiegel „Integrity & Sustainability“ gekennzeichnet.
Photocredit: Petra Mayer