Landesweit gingen am 22. Juli zahlreiche Gastronomen. gemeinsam mit ihren Angestellten, auf die Straßen, um auf ihre prekäre wirtschaftliche Situation aufmerksam zu machen. Mit der friedlichen Kampagne #Jobssaveslifes und #1millionseatsonthestreets demonstrierten sie gegen das Verbot von Alkoholkonsum und die Ausgangssperren. Gemeinschaftlich sollten eine Million Sitzplätze auf den Straßen platziert werden, um aufzuzeigen, wie viele davon aufgrund der derzeitigen Beschränkungen leer bleiben. Mit Hinweisschildern verdeutlichten die Aktivisten, die Zahl der Arbeitsplätze, die aufgrund der drastischen Maßnahmen bedroht sind.

Zeitgleich diskutierte der Weinsektor im Rahmen einer Webkonferenz auf Initiative des landwirtschaftlichen Fachmagazins, LANDBOUWEEKBLAD, mit rund 700 Teilnehmern, die Zukunft der Weinwirtschaft. Rico Basson, Geschäftsführer des südafrikanischen Weinbauverbandes VINPRO: „Das Alkoholverbot kostet uns bereits 18.000 Arbeitsplätze. Wenn dies bestehen bleibt, könnten sich diese Zahlen schnell verdoppeln.“ Südafrikas Winzer sind bestrebt die Arbeitsplätze zu erhalten. Basson: „Jeder Arbeitsplatz bietet nicht nur ein geregeltes Einkommen, sondern auch Aufklärung über Gesundheitsschutz und stabilisiert die soziale Gemeinschaft.“

Verschärft wurde die Diskussion über die Zukunft durch eine parallel veröffentlichte Meldung der südafrikanischen Regierung via Twitter: Der Verkauf von Alkohol (und Zigaretten) solle am heimischen Markt bis zum Ende des Lockdowns verboten bleiben. Um es gleich vorwegzunehmen, diese Nachricht wurde gegen 17:00 Uhr als fehlerhaft gemeldet. Das Verbot würde nur während der Lockdownphase drei gültig sein. Ob dies ein Einlenken der Regierung aufgrund der Proteste war, kann derzeit nicht beurteilt werden. Aber zeigt mit welchen Unsicherheiten Südafrikas Weinerzeuger umgehen müssen.

Rund 50 Prozent der gesamten Weinerzeugung wird am heimischen Markt verkauft. Da dies auf ungewisse Zeit nicht möglich sein wird, steigt die  Bedeutung der Weinexporte. Laut SAWIS (Südafrikas Weininformationsdienst) werden weltweit täglich rund eine Million Flaschen Kapweine verkauft. Mit Kampagnen wie #drinksouthafrican #savesawine und #jobssaveslive soll die Aufmerksamkeit für Südafrikas Weine weltweit gesteigert werden.

Zahlreiche Handelsinitiativen von internationalen Importeuren wie z. B. die Gründung eines „South African Wine Tribe“ in England, sind ein Ansporn für den Weinsektor. Mit großer Euphorie wird auch die Kooperation von Capreo, einem in Deutschland ansässigen Südafrika-Onlineweinhändler, mit dem Restaurantführer Eat out begrüßt. Unter dem Motto „Capreo cares“ werden in den kommenden Monaten 5 Prozent der Umsätze an den Eat Out Relief Fund gespendet. Diese Mittel werden verwendet, Restaurants zu unterstützen, damit sie Essen für ärmere Bevölkerungsschichten zubereiten können. Siobhan Thompson, CEO Wines of South Africa (WoSA) begrüßt solche Initiativen: „Jede verkaufsfördernde Aktionen hilft, doch insbesondere wenn ein Rabatt mit einem sozialen Mehrwert verbunden wird, spenden diese Aktionen – neben dem Geldbetrag – allen Beteiligten Anerkennung und Mut, diese schwierige Zeit zu bewerkstelligen.“ WoSA als Exportverband ist gerne vermittelnd tätig, wenn Importeure interessiert sind, mit Partnern vor Ort zu kooperieren.

Foto: #visitstellenbosch