Südafrikas Weinlese 2021 ist in vollem Gange. Die Weinbauern und Kellermeister am Kap sind aufgrund der günstigen Wetterbedingungen optimistisch, was die Qualität des diesjährigen Jahrgangs angeht. Bedenklich stimmen jedoch die knappen Kellerkapazitäten und die mangelnde finanzielle Rentabilität aufgrund des in Südafrika anhaltenden Alkoholverbots.

Nach der jüngsten Schätzung von SAWIS (South African Wine Industry Information & Systems) und Vinpro (südafrikanischer Weinbauverband) wird Südafrikas Weinernte 2021 um jetzigen Zeitpunkt rund 1,37 Millionen Tonnen betragen. Damit fällt der neue Weinjahrgang volumenmäßig geringfügig höher aus als in 2020 und liegt ebenfalls unter dem 15-jährigen Branchendurchschnitt. Die exakten Zahlen werden voraussichtlich Mitte Mai veröffentlicht.

Conrad Schutte, Leiter des Beratungsdienstes von Vinpro: „In den meisten Weinregionen werden etwas größere Erntemengen erwartet, da die moderaten Temperaturen und die ausreichende Wasserversorgung zu einem guten Wachstum der Weinberge geführt haben.“ Frostschäden entlang des Orange Rivers, kalte und regnerische Bedingungen an der südlichen Kapküste während der Blüte- und Reifezeit werden in diesen Gebieten zu Ertragsreduzierungen führen.

Optimaler Vegetationsverlauf

In den meisten Gebieten herrschten im Winter 2020 die für die Reben idealen kalten Witterungsbedingungen. Überdurchschnittlich viel Regen und Schnee füllten Flüsse, Bäche, Bewässerungsdämme und Bodenwasserstände wieder auf. Nach einem späten, aber gleichmäßigen Austrieb setzten sich kühlere Temperaturen und ausreichende Niederschläge bis in den Frühling hinein fort. Dies führte zu einer etwas späteren, aber stabilen Blüte und einem guten Fruchtansatz beitrug. Die Winzer waren besonders zufrieden mit der Menge und Größe der Trauben in diesem Stadium.

Conrad Schutte führt aus: „Die Traubenreife begann aufgrund der moderaten Sommertemperaturen später und langsam. Wir hatten weniger hohe Hitzephasen als in den Vorjahren. Das begrenzte die Sonnenbrandschäden und hält das Aroma in den Trauben. Die Winzer müssen jedoch ein Auge auf den Falschen und Echten Mehltau haben und diesen im Einzelfall proaktiv bekämpfen.“

Der Beginn der Weinlese war etwa zwei Wochen später als üblich. Das kann für die Kellereien ein Segen oder ein Fluch sein kann. Schutte: „Die Kellereien hatten dadurch mehr Zeit, um Verarbeitungs- und Lagerflächen zu mobilisieren. Allerdings wurde für Mitte Februar bis zur letzten Märzwoche wärmeres Wetter vorhergesagt. Das könnte Reifung beschleunigen und zu Engpässen führen, da einige Rebsorten dann gleichzeitig reifen könnte.“

Schwierige Entscheidungen

Rico Basson, Vinpro Geschäftsführer, blickt mit kritischem Auge auf die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die sich aufgrund der Covid-19-Krise offenbart. Basson „Die Erzeuger werden in den Weinbergen harte Entscheidungen treffen müssen. Die Kellerkapazitäten aufgrund des anhaltenden Alkoholverbots noch mit Weinen aus den Vorjahren belegt.“

Insgesamt 19 Wochen war es den Weinproduzenten seit März 2020 verboten, am heimischen Markt ihre alkoholischen Erzeugnisse zu verkaufen. Das hat sich negativ auf den Weinabsatz ausgewirkt. Vier Wochen nach dem dritten Alkoholverbot liegen mit den höheren Lagerbeständen und mit der 2021er Ernte liegen laut Vinpro schätzungsweise rund 640 Millionen Liter auf Lager. Davon 250 bis 300 Millionen Liter noch nicht abgefüllt.

Größere Kellereien haben zur Bewältigung einer solchen Krise ihre Notfallpläne, wie beispielsweise das Anmieten zusätzlicher Kapazitäten, die Herstellung von Traubensaftkonzentrat und Desinfektionsmittel. Kleinere Produzenten werden größere Schwierigkeiten haben, zusätzliche Lager- und Verarbeitungskapazitäten zu schaffen.

Preissenkungen sind jedoch für keiner der Betriebe auf lange Sicht eine wirtschaftlich verträgliche Lösung. Langsamere Lagerbewegungen aufgrund geringerer Verkaufszahlen, Cashflow-Herausforderungen und die Notwendigkeit zusätzlicher Überbrückungsfinanzierungen, die mit Kosten verbunden sind, werden die ökonomische Nachhaltigkeit stark belasten. Bassons Ausblick auf die Branche klingt düster: „Diese Situation wird unweigerlich dazu führen, dass viele Betriebe und Farmen schließen werden. Zudem rechnen wir mit dem Verlust von 27.000 Arbeitsplätzen, was besonders die Schwächsten in unseren Gemeinden in eine Armutsfalle treiben wird.“

Um diesen Exodus zu verhindern, hat Vinpro am 27. Januar 2021 einen Eilantrag beim Cape High Court in Kapstadt eingereicht. Das Ansinnen ist es, eine einstweilige Verfügung zu erwirken. Diese soll dem Premierminister des Westkaps dazu befugen, regional gesetzliche Abweichungen zu erlassen, um den Verkauf von Alkohol in seinem Regierungsbezirk zu ermöglichen. Letztlich wird ein ähnlicher Rechtsschutz auch für andere Provinzen angestrebt. Sollte das Alkoholverbot in der Westkap-Provinz am 5. Februar – dem Tag der Anhörung – immer noch in Kraft sein, wird das Oberste Gericht der Westkap-Provinz gebeten, das Verbot von Ministerin Dlamini-Zuma in der Westkap-Provinz mit sofortiger Wirkung für ungültig zu erklären.

Herausgeber:

Vinpro und SAWIS – übersetzt und überarbeitet von Petra Mayer (Südafrika Weininformation).

Foto: Diemersfontein, Pinotage 2021