Laut dem jährlichen südafrikanischen Erntebericht wird Südafrikas Traubenernte 2023 auf 1.180.093 Tonnen geschätzt (SAWIS). Das sind 14,2 Prozent weniger als bei der Vorjahresernte. Die Weinmenge wird – einschließlich Saft und Konzentrat für alkoholfreie Zwecke, Wein für Branntwein und Brennwein – wird auf 917,2 Millionen Liter geschätzt. Die Ausbeute liegt bei 777 Litern pro Tonne Trauben. „Im Vergleich mit anderen Jahrgängen ist die Ernte 2023 vergleichbar mit 2014, 2015, 2018, 2019 und 2021. Das waren ebenfalls sehr kühle Jahre,“ sagt Conrad Schutte, Leiter der Beratungsdienste des Weinbauverbands Vinpro. „Mengenmäßig könnte 2023 eine der kleinsten Ernten seit mehr als einem Jahrzehnt werden. Aber die Qualität ist dank des kühleren Vegetationsverlaufs in den meisten Fällen überdurchschnittlich hoch.“
Siobhan Thompson, CEO von Wines of South Africa (WoSA), freut sich: „Wir erkennen weltweit eine steigende Nachfrage nach unseren Weinen in den hochwertigen Segmenten. Der Jahrgang 2023 wird dieses Interesse voll und ganz befriedigen.“ Südafrika ist der neuntgrößte Weinproduzent der Welt und erzeugt rund vier Prozent der weltweiten Weinproduktion. Die Weinwirtschaft trägt mehr als 55 Milliarden Rand zum Bruttoinlandsprodukt des Landes bei. Rund 269.069 Menschen sind entlang der gesamten Wertschöpfungskette tätig, davon arbeiten 80.173 auf den Farmen und in den Kellereien.
„Südafrikas Weinlagerbestände sind derzeit im Gleichgewicht,“ berichtet, Rico Basson, Geschäftsführer von Vinpro. „Im Gegensatz zur Covid-19-Pandemie, als wir circa 200 Tage nicht verkaufen konnten und unsere Bestände rund 650 Millionen Liter betrugen. Mit einer kleineren Ernte, ausgezeichneten Qualitätsweinen und einem Markt, der sich von einem Käufer- zu einem Verkäufermarkt gewandelt hat, sieht sich die südafrikanische Weinwirtschaft gut aufgestellt.“
Südafrikas Weinjahrgang 2023 – Der Vegetationsverlauf
Die Wintertemperaturen im Jahr 2022 waren in allen Weinbauregionen Südafrikas meist wärmer und die Niederschläge deutlich geringer als in den Vorjahren. Eine Ausnahme bildeten die nördlichen Kapregionen. Auf den Berggipfeln waren die Kälteperioden durchschnittlich und die Schneefälle geringer als im Vorjahr. Sie reichten jedoch aus, um den Kühlbedarf der Weinberge zu decken.
„Die physiologischen Prozesse in den Weinbergen setzten aufgrund des allgemein wärmeren Frühjahrs und der dadurch trockenen Bodenverhältnisse früher ein“, sagt Schutte. Der Austrieb erfolgte im allgemeinen 7 bis 10 Tage früher als normal. Die Gleichmäßigkeit des Austriebs war zufriedenstellend. Nur bei wenigen Sorten, wie z.B. Chardonnay war der Austrieb in einigen Gebieten ungleichmäßig.
Die Blüte war bei den meisten Rebsorten etwas früher als normal. Dieser Trend kann auf optimale Umgebungstemperaturen für die Photosynthese bei ausreichender Wasserversorgung zurückgeführt werden. Dies führte zu einem schnellen vegetativen Wachstum. Teilweise konkurrierte diese Entwicklung mit dem Hervorbringen von Frucht, so dass spätere Sorten wie beispielsweise Cabernet Sauvignon in einigen Regionen einen geringeren Blütenansatz aufwiesen.
Willkommene Abkühlung im Dezember
In der zweiten Dezemberwoche 2022 kam es zu einer entscheidenden Wende: Starke Regenfälle brachten Erleichterung in die meist heiße und trockene Jahreszeit und entlasteten die Bewässerungsplanung, da der Grundwasserspiegel bis dahin unter dem Normalwert lag. Winzer die aufgrund von Strommangel, die Bewässerungspläne nicht einhalten konnten, waren dankbar für die natürliche Wasserzufuhr. Neben den Regenfällen gab es jedoch vereinzelte und begrenzte Hagelschäden in Paarl, Worcester und Robertson. Der Befallsdruck durch Pilzkrankheiten, insbesondere durch Echten und Falschen Mehltau, wurde durch die feuchten Bedingungen erhöht. Die Erzeuger mussten ihre Pflanzenschutzmaßnahmen entsprechend anpassen. Auch an Straßen und anderen Infrastruktureinrichtungen entstanden Schäden, die behoben werden mussten.
Die Traubenblüte und der Fruchtansatz erfolgten früher als im Vorjahr. Die Winzer rechneten daher bereits mit einem frühzeitig Lesebeginn. Die kühlere Witterung im Laufe des Jahres verzögerte jedoch die Traubenreife, so dass die Lese zum üblichen Beginn Anfang Februar startete. Zu diesem Zeitpunkt zeigten sich die Experten beeindruckt von den Traubenanalysen mit niedrigem pH-Wert, hohen organischen Säuren und idealen Zuckerwerten. Die trockenen Bedingungen während der Zellteilung und -vergrößerung führten zu kleineren Beeren, was der Qualität der Trauben zugute kam. Sowohl das Geschmacks- als auch das Farbprofil waren ausgezeichnet.
Viel Regen im Herbst
Die überdurchschnittlich hohen Niederschläge Ende Februar und im März 2023 stellten die Winzer vor eine große Herausforderung. Sie mussten wohl-überlegte Entscheidungen treffen, um sich weiterhin auf die Produktion von Qualitätsweinen konzentrieren zu können. Unter diesen schwierigen Vegetationsbedingungen gesunde und qualitativ hochwertige Trauben zu ernten, war eine zusätzlicher Arbeitsdruck und verlängerte die Ernteperiode. Entscheidend, dass die Reben diese Phase gut überstanden, war eine vorbildliche Pflege der Weinberge während der gesamten Saison.
Der mengenmäßige Rückgang ist vor allem auf die Rodung von Rebflächen in den nördlichen Kapregionen, insbesondere in Olifants River und Swartland, zurückzuführen. Hoher Krankheitsdruck wie Mehltau und Botrytis in Regionen wie Olifants River, Swartland, Paarl, Stellenbosch, Cape South Coast und Cape Town haben die Erntemengen deutlich gemindert. Hitzewellen im Dezember und Januar führten zu Sonnenbrand auf den Trauben, vor allem in Swartland, Worcester und Breedekloof. In allen Regionen, insbesondere dort, wo die Weinberge intensiv bewässert werden müssen, wirkte sich der Mangel an Strom für den Betrieb der Bewässerungspumpen negativ auf die Erntemenge aus.
Ausgezeichneter Qualitätswein
Die Saison 2022/2023 wird wegen des trockenen und eher warmen Winters und der allgemein guten Wachstumsbedingungen während der vegetativen Wachstumsphase in Erinnerung bleiben. Gleichzeitig war die Reifezeit kühl und feucht. Die Trauben reiften in einem langsameren Tempo optimal aus. All dies kam war förderlich für die Qualität. Die intensiven Niederschläge kurz vor und während der Lese sorgten für Stress und eine längere Lesezeit, die den Winzern alles abverlangte.
Schutte resümiert: „Trotz all der Herausforderungen, Weinliebhaber können sich auf hochwertige Weine des Jahrgangs 2023 freuen. Kleinere Beeren, die durch die trockenen Bedingungen während der Zellteilung und Zellvergrößerung führten zu hervorragenden Geschmacks- und Farbprofilen. Unsere Erzeuger freuen sich besonders über die ausgezeichnete Farbextraktion, die niedrigen pH-Werte und die hohen natürlichen Säuren. Dieser Jahrgang bewies einmal mehr, dass eine effektive Pflege der Weinberge, die wichtigste Grundvoraussetzung für die Produktion hochwertiger Weine ist.
Umfassender Bericht: „2023 – Harvest Report South Africa“