Der südafrikanische Weinjahrgang 2022 wird die Konsumenten mit außergewöhnlichen Qualitätsweinen begeistern. Die Winzer haben zwar etwas weniger als geerntet als im Jahr 2021; aber die Freude über die Güte der Trauben übersteigt diese Einbußen. „Die kühle Vegetation und gemäßigte Witterungsbedingungen in den meisten Regionen bis zur Erntezeit sorgte für ein gleichmäßiges Wachstum. Vor allem waren die Pflanzen ausreichend mit Wasser versorgt. Der neue Jahrgang zeichnet sich aus, durch eine  besonders aromatische Frucht, moderate Säurewerte und ausgereifte Farb- und Gerbstoffe,“ sagt Conrad Schutte, Leiter des Beratungsdienstes des Weinbauverbandes Vinpro.

„Weinliebhaber können sich bei südafrikanischen Weinen aus dem Jahrgang 2022 auf fruchtbetonte Weißeine und charaktervolle Rotweine freuen“, resümmiert Schutte. Dies begründet der erfahrene Weinbauberater mit der insgesamt etwas kühleren Vegetationsperiode 2021/2022. Die moderaten Temperaturen verlangsamte das Pflanzenwachstum und die Reifeperiode der Trauben.

Die Ernte begann in diesem Jahr rund 10 bis 14 Tage später als in einem Normaljahr. Die Menge wird auf 1.378.737 Tonnen geschätzt (SAWIS, South African Wine Industry Information & Systems). Das sind 5,5 Prozent weniger als im Jahr 2021, übersteigt jedoch den Fünfjahresdurchschnitt von 1.346.024 Tonnen. Die Weinproduktion für 2022 – einschließlich Saft und Konzentrat für alkoholfreie Zwecke, Wein für Branntwein und Brennwein – wird sich voraussichtlich auf 1 072,4 Millionen Liter belaufen. Die durchschnittliche Ausbeute liegt bei 778 Litern pro Tonne Trauben.

Der Rückgang der Menge begründet sich durch folgende Faktoren: rückläufige Gesamtrebfläche infolge von Weinbergsrodungen, Krankheitsdruck durch ungewöhnliche Regenfälle sowie Schäden durch Sonnenbrand infolge von Hitzewellen in bestimmten Regionen. Conrad Schutte erläutert: „Unsere Anbaugebiete erstrecken sich über ein breites landschaftliches Spektrum mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen.“ Lediglich in den Regionen Cape South Coast und Stellenbosch waren die Erntemengen vergleichbar mit dem Vorjahresertrag.

Wie war die Weinbausaison 2021/22?

Die  Basis für diesen qualitativ herausragenden Jahrgang war die ausreichende Wasserversorgung. In den Wintermonaten gab es viele  Niederschläge. Die Dämme waren gut befüllt. Die Böden waren ausreichend durchfeuchtet. Nach dem Laubfall im Mai konnten die Winzer somit ihre Rebzeilen begrünen. Dies förderte die Humusbildung und die Nährstoffversorgung der Böden. Von Juli bis September kam es vereinzelt zu überdurchschnittlich kalten Perioden. Man sah häufig sogar Schnee in den Hochlagen der Berglandschaften im gesamten Western Cape, was zusätzliche Feuchtigkeit brachte.

Aufgrund des kühlen, nassen Frühjahrs verzögerte sich der Austrieb der Reben um sieben bis 14 Tage. Doch bis zur Blüte holten die Pflanzen diesen Rückstand bis auf fünf Tage auf. Kritisch an diesem Jahrgang waren die ungewöhnlichen Temperaturextreme, wie beispielsweise ungewöhnlichen Regenfälle und Hitzephasen während der Reifephase der Trauben im Dezember und Januar. Mancherorts führte die starke Einstrahlung zu Sonnenbrandschäden auf den Trauben. In anderen Gebieten traten aufgrund von ungewöhnlichen Niederschlägen vereinzelt Echter und Falscher Mehltau auf. Sorgsame nachhaltige weinbauliche Praxis trug dazu bei, dass die Reben wetterbedingt kritischen Phasen besser standhalten konnten.

Die klimatischen Kapriolen verlängerten die Lesezeit um circa zwei bis drei Wochen. Glücklicherweise erreichten die Temperaturen im Laufe der Erntezeit wieder ein Normalmaß. Die Trauben konnten in der verlängerten Ernteperiode optimal ausreifen lassen. Die frühen Rebsorten wurden bei einem guten Verhältnis von Zucker- und Säure mit einem höherem pH-Wert geerntet. Die später reifenden Sorten konnten bei moderaten Zuckerwerten vollends ausreifen. Was bei den roten Sorten zu einer intensiven Färbung und zu harmonischen Gerbstoffen bei den Weinen führen wird.

„Die ersten Verkostungen der Jungweine begeisterten dank ihrer hervorragenden Qualität. Dieser Jahrgang wird die Positionierung unserer Weine im Premiumsegment  stärken“, freut sich Siobhan Thompson, CEO von WoSA (Wines of South Africa). Thompson weiter: „Wir beobachten ein anhaltendes großes Interesse an unseren Weinen, vor allem an Sauvignon Blanc und Chardonnay. Die anhaltenden Herausforderungen aufgrund der Beschränkungen in der globalen Lieferkette dämpfen zwar  den positiven Aufschwung, den wir derzeit wieder erleben. Aber das betrifft nicht derzeit die gesamte Weinwelt.

Erste Eindrücke aus den Regionen

Breedekloof

Die Vegetation 2022 wird den Winzern aufgrund des kühlen Witterungsverlaufs und unerwarteter Hitzephasen im Februar noch lange in Erinnerung bleiben. Die Ernte wird etwas geringer ausfallen als die Rekordernte von 2021.

Cape South Coast

Die Verfügbarkeit von Wasser in Verbindung mit idealen Winterbedingungen legte den Grundstein für eine außergewöhnliche Saison. Herausfordernd war das kühle, nasse Wetter während der Sommermonate, welches den Krankheitsdruck in den Reben verstärkte. Die Weintraubenernte ist dennoch etwas größer ausgefallen als im Jahr 2021.

Kleine Karoo

Die Weinlese 2022 begann in der Region Klein Karoo sehr spät. Obwohl die Menge etwas geringer ausgefallen ist als im Vorjahr, sind die Erzeuger glücklich über die gute Qualität.

Northern Cape

Eine der härtesten Saisons seit Jahren erlebten die Winzer entlang des Orange-River. Die Vegetation war gekennzeichnet von überdurchschnittlichen Niederschlägen, hohem Krankheitsdruck und Überschwemmungen. Die Erträge lagen weit unter dem Normalwert. Aber die Erzeuger bleiben zuversichtlich, dass sie 2023 wieder eine größere Ernte einbringen werden.

Olifants River

Eine schwierige Saison aufgrund von hohem Krankheitsdruck, Hitzewellen und ungleichmäßiger Reifung. Doch die Betriebe, die sich auf eine sorgsame nachhaltige weinbauliche Praxis konzentrierten, waren mit kleineren Risiken konfrontiert und konnten mit guten Erträgen aufwarten. Dennoch ist die gesamte Weintraubenernte in dieser Region geringer als 2021.

Paarl

Die Weinlese 2022 wird als kühle Saison in Erinnerung bleiben, gefolgt von einem plötzlichen Temperaturanstieg ab Januar, der zu einer geringeren Weintraubenernte als im Vorjahr beitrug. Wo gute Weinbergspraktiken befolgt wurden, lieferten die Weinberge eine bessere Weinqualität.

Robertson

Obwohl dieser Jahrgang kleiner ausfiel als die Rekordernte in 2021, sind Ertrag und Qualität immer noch überdurchschnittlich. Die Saison zog sich extrem in die Länge. Das brachte einige Herausforderungen mit sich. Die Erzeuger hatten das Glück, über ausreichend Wasser für die Beregnung der Reben zu verfügen.

Stellenbosch

Ideale Winterbedingungen, welche die Wasserreserven auffüllten, trugen zu einem gleichmäßigen Wachstum bei. Eine hervorragende Voraussetzung für die Ernte 2022, die voraussichtlich größer ausfallen wird als im Vorjahr. Nach der Qualität der Weine zu urteilen, erwartet die Region einen weiteren guten klassischen Stellenbosch-Jahrgang.

Swartland

Aufgrund der kühlen Witterungsbedingungen bis Ende Dezember begann die Ernte später als normal. Das extrem heiße Wetter während der Erntezeit beschleunigte die Reifung und setzte alle Akteure maximal unter Druck, inklusive der Kellerkapazitäten. Der Durchschnittsertrag ist zwar niedriger als im Vorjahr, aber die Qualität ist äußerst vielversprechend.

Worcester

Die Ernte 2022 begann aufgrund der kühlen Vegetationsperiode später als normal. Die Menge ist kleiner als 2021, aber immer noch überdurchschnittlich für die Region. Die Weinqualität ist vielversprechend. Verbraucher werden vor allem von den Rotweinen begeistert sein.

 

Herausgeber: Vinpro, SAWIS and WoSA (Original) https://vinpro.co.za/sa-wine-harvest-report-2022-smaller-wine-grape-crop-packs-a-punch/

Ins Deutsche übertragen von Petra Mayer, WoSA Germany

Südafrika ist der achtgrößte Weinproduzent der Welt und produziert etwa 4 Prozent der weltweiten Weinproduktion. Die Weinwirtschaft am Kap trägt mehr als 55 Milliarden Rand zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes bei. Rund 269.000 Menschen arbeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von denen mehr als 80 000 auf den Farmen und in den Kellereien arbeiten.

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