„Ich stamme aus Johannesburg und ich kam 2006 nach Kapstadt, um nach meiner Scheidung hier ein neues Leben zu beginnen.“ Thembi Tobie erzählt freimütig von ihrem Leben. „Die Weinberge am Kap hatten mich schon immer fasziniert. Ich hatte mir ausgemalt, wenn ich alt wäre, hier meinen Lebensabend zu verbringen.“ Nun war es anders gekommen und Thembi dachte daran, ihren Lebensunterhalt vielleicht mit Weintourismus zu verdienen.

Deshalb besuchte sie die berühmte Nederburg Wine Auction in der Hoffnung, dort Kontakte knüpfen zu können. Auf Nederburg betrat sie einen Raum, in dem sich nur weiße Afrikaaner aufhielten. Einer von ihnen kam auf sie zu und fragte: „Sind Sie sich sicher, dass sie hier am richtigen Ort sind?“ Thembi entgegnete schlagfertig: „Meinen Sie nicht, dass diese Gesellschaft etwas mehr Farbe nötig hat?“ Darauf lächelte ihr Gegenüber und lud sie ein, sich zu ihnen zu setzen. Er betrieb eine Weinfirma und wurde Thembis Lehrer. Sie begann in seinem Unternehmen, kümmerte sich um Marketing und Verkauf.

„Ich wusste absolut gar nichts über Wein“, gesteht sie. „Ich begann ganz an der Basis mit einem 3-Tageskurs über Weinverkosten und die Cuvéeherstellung. Wir fuhren von Stellenbosch und Paarl nach Darling und zur Westküste hoch bis nach Cederburg. Wir probierten die ganzen verschiedenen Rebsortenweine, doch Chenin war mein Favorit und er ist es bis heute. Von da an war ich von den verschiedenen Geschmäckern und Weinstilen fasziniert. Ein Chenin von Stellenbosch ist völlig anders als ein Chenin von der Westküste. Jemand sagte mir, Chenin sei eine autochthone südafrikanische Sorte, was ich glaubte, bis ich einen Chenin aus dem Loire-Tal probierte.“

Thembie absolvierte einen Kurs in Wein-Management an der Stellenbosch Business School, wo sie alle Aspekte des Managements vom Weinberg bis zum Keller und zum Verkauf lernte. Den ersten Schritt in die Selbständigkeit unternahm sie 2009 im Joint-Venture mit Boland Vineyard International und gründete Thembi & Co. „Thembi bedeutet Hoffnung, Glauben und Vertrauen – Hoffnung auf ein besseres Leben und den Glauben, dass nichts unmöglich ist.“ Drei Jahre später übernahm sie alle Anteile. Als Besitzerin einer schwarzen Weinmarke wurde sie zu einer Fortbildung nach Rotterdam eingeladen. Dort traf sie auf einen holländischen Importeur, der ihren Chenin Blanc orderte. „In 350 Läden wurde ein Thembi-Wein vorgestellt. Das war mein erster echter großer Auftrag.“

Inzwischen arbeitet sie mit der Bosman-Familie in Wellington zusammen, so dass ihre Weine auch Fair Trade zertifiziert sind. Nach Thembis Geschmack sind sie süffig und frisch wie ihr Sauvignon Blanc oder fruchtig und saftig wie ihr Shiraz. Gern bereist sie West- und Ostafrika, um die Menschen dort an Wein heranzuführen und engagiert sich für eine Weinschule in Nairobi. „Die Weinwirtschaft hat ihre eigenen Herausforderungen“, kommentiert sie, „aber sie bietet eine Menge an Möglichkeiten. Wenn ich in Europa bin, dann sehen die Leute nicht auf die Hautfarbe. Es interessiert sie nicht, dass ich eine Schwarze bin. Sie probieren den Wein, wenn der gut ist und der Preis stimmt, dann kaufen sie. Für mich geht es dabei um die Qualität und die Story dahinter.“ (A.D.)

 

Thembi Weine in Deutschland:

www.starweine.com

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