Dies ist das verrückteste Projekt unter den Black Wineries. Mitten im Township Philippi wurde eine alte Milchfabrik in der Sperrzone des Flughafens von Kapstadt in eine Kellerei verwandelt. Sie nimmt die Trauben auf, die schwarze Frauen in den Townships von Nyanga, Khayalitsha und Philippi anpflanzen. Das Projekt entstand, als die schwarze Architektin Kate Jambela, die in Philippi kleine Häuser erbaut, mit Graham Knox zusammentraf.
Kate mochte Wein und wollte unbedingt etwas mit Wein machen. Der Australier Graham, ursprünglich im Werbegeschäft, dann erfolgreich mit Massenweinen in Joint-Ventures, bevor er als Weinautor bekannt wurde, ist immer für neue Ideen zu haben. Graham: „Ich erklärte Kate, dass Weinmachen ein Handwerk ist, das mit einer natürlichen Substanz arbeitet, ein völlig natürlicher Prozess und dass man Wein in kleinstem Maße herstellen kann. Auch im Township unter völligen Amateur-Bedingungen.“
Fast in Vergessenheit geraten war die Geschichte der Cape Flats, dieser weiten Ebene am Meer bei Kapstadt. Dort hatte der Politiker und Rustenberg-Winzer John X Merriman 2500 norddeutsche Familien um 1870 angesiedelt, die vor der Hungernot in ihrer Heimat flohen. Während nah zur Stadt auf feuchten Böden Gemüsebau und Viehzucht betrieben wurde, stellte sich heraus, dass die Kalkböden der Cape Flats bestens für Wein geeignet waren. Doch als die Regierung beschloss, dorthin unerwünschte Farbige auszusiedeln, mussten die deutschen Farmer weichen.
Kate und Graham taten sich mit zehn weiblichen „community leaders“ zusammen und begannen die Frauen der Townships davon zu überzeugen, neben ihre Hütten Rebstöcke zu setzen. „Was uns an Größe und Format fehlt, ersetzt wir, die Weingemeinschaft von Philippi, durch Passion und Hingabe. Wir versorgen und pflegen unsere kleinen Reben mit neuem Stolz und Würde. Dabei bringen wir grüne Farbtupfer in die Straßen und der gemeinsame Einsatz trägt Früchte“, betonen die Leute der Township Winery. Dank Grahams einschlägigen Beziehungen zu Winzern konnte die Township Winery bereits ab 2010 Weine vermarkten und dadurch das Projekt finanzieren. „Gepflanzt haben wir Chardonnay und Sauvignon Blanc“, berichtet er. „Aber wir haben zwei Erzeuger, die weit genug von der Küste entfernt sind. Dort haben wir Shiraz angepflanzt. Mit der Zeit werden wir herausfinden, was am Besten funktioniert.“ In 2017 Jahr gab es die erste Ernte von den neuen Reben. Inzwischen interessieren sich zwei Schulen im Township auch dafür, ihr freies Gelände mit Reben zu bestocken. Graham ist hoch motiviert: Die Schulleiter sind scharf darauf, Farming als Perspektive für ihre Schüler zu integrieren. Bislang wird das nicht als Karrierechance wahrgenommen.“ Wohin das Weinprojekt strebt, zeigt es bereits mit seinen aktuellen Weinen wie dem ausgezeichneten Philippi Sauvignon Blanc. Vor allem aber hat es eine neue Gemeinschaft kreiert. Die Township-Weinbäuerinnen arbeiten als Genossenschaft zusammen, die ebenso Teilhaber an der Township Winery ist. Auf einmal hat Wein für sie eine ganz neue vor allem auch wirtschaftliche Bedeutung gewonnen (A. D.)
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