Südafrikas Winzer erwarten für die bevorstehende Erntesaison 2022 eine geringere Weinmenge als im Vorjahr. Gründe für den Mengenrückgang ist die Abnahme der Rebflächen, ein witterungsbedingter Krankheitsdruck und Hitzewellen in manchen Weinregionen. Aufgrund der ingesamt jedoch gut verlaufenen Vegetation sind die Erzeuger zuversichtlich, was die Qualität der Trauben und des neuen Jahrgangs betrifft.

Dies geht aus der zweiten von vier Ernteschätzungen hervor, die im Auftrag von Vinpro – Südafrikas Weinbauverband – in der dritten Januarwoche erstellt wurde. „Zu diesem frühen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass die diesjährige Weintraubenernte mengenmäßig schwächer ausfallen wird als im Jahr 2021“, sagt Conrad Schutte, Leiter des Vinpro-Teams, welches die Ernteschätzungen zusammen mit dem Branchenverband SAWIS (South African Wine Industry Information & Systems) erstellt.

Die südafrikanische Weinwirtschaft erstreckt sich über weite Landesteile des West- und Nordkaps. Klimatisch herrschen in den jeweiligen Regionen sehr unterschiedliche Bedingungen. Mit Ausnahme von Stellenbosch, der Cape-South-Coast und der Kleinen Karoo wird die Weinlese in den anderen Gebieten geringer als im Vorjahr ausfallen. Schutte führt den Rückgang darauf zurück, dass vor allem in den Regionen Northern Cape, Olifants River und Robertson vermehrt Rebflächen gerodet wurden. Ertragsmindernd wirkte sich mancherorts ein starker Befall mit Falschem Mehltau und Echtem Mehltau aus. Während der Reifezeit der Trauben war es zunächst kühler als in einem Normaljahr, aber extreme Hitzewellen im Dezember und Januar verursachten teilweise Sonnenbrandschäden.

Dennoch sind die Südafrikane optimistisch was die Weinqualität betrifft. Die Winterbedingungen im Jahr 2021 waren sehr gut und zeichneten sich durch überdurchschnittlich viele kühle Phasen aus. Beispielsweise sah man für Südafrika ungewöhnlich, häufig schneebedeckte Berggipfel. Überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen füllten die Grundwasserspiegel und die Wasserdämme wieder auf. Aufgrund des kühlen und nassen Frühjahrs erfolgte der Austrieb der Reben meist sieben bis 14 Tage später als normal, verlief jedoch durchweg gleichmäßig. Das verzögerte Wachstum konnten die Reben bis zur Blüte wieder aufholen, die dann lediglich etwa fünf Tage später als üblich einsetzte.

„Zu Beginn der Erntezeit herrscht immer große Aufregung, denn die nächsten Wochen sind entscheidend. Auch wenn wir akut extreme Hitzephasen erleben, freuen wir uns über einen überwiegend guten Zustand der Trauben. Wir sind sicher, dass unsere Erzeuger den kontinuierlich gestiegenen Qualitätsstandard unserer Weine mit diesem neuen Jahrgang fortsetzen  können“, sagt Conrad.