Kapstadt, September 2025. – Als sich am 10. September die Türen des Cape Town International Convention Centre für die CapeWine 2025 öffneten, lag Aufbruchsstimmung in der Luft. Rund 1.600 Fachbesucher:innen aus mehr als 60 Ländern waren angereist, um drei Tage lang die südafrikanische Weinszene zu erleben. Über 300 Produzenten präsentierten sich – von alteingesessenen Familienbetrieben bis zu jungen Talenten. Veranstaltet wurde die Messe von Wines of South Africa (WoSA).
In seiner Eröffnungsrede betonte Landwirtschaftsminister John Steenhuisen die Schlüsselrolle des Weinsektors als Arbeitgeber, Botschafter für Tourismus und feste Größe im Export. Gleichzeitig sprach er offen über die schwierigen Jahre, geprägt von Dürre, Pandemie und kleineren Ernten. Seine bestärkende Botschaft an die internationalen Gäste lautete: “Our wine sector shows resilience, which you can measure.”
Mit Blick auf anstehende Herausforderungen – etwa Tarifverhandlungen mit Asien und den USA – präsentierte er sich als Mann der Tat. Sein Verständnis und Interesse an der Branche machen den Farmbetrieben Mut und geben Hoffnung. Gemeinsam mit Siobhan Thompson, CEO von Wines of South Africa, eröffnete er die Messe offiziell. Die Gäste wurden mit einem herzlichen „Wamkelekile“ empfangen. Trommler, Tänzer, Face Painting und die Cape Minstrels sorgten für einen unerwartet farbenfrohen Auftakt – ungewöhnlich für ein Business-Event, aber ein Spiegel der zahlreichen Kulturen des Western Cape und ein Zeichen der Freunde und Wertschätzung für alle internationalen Gäste.
Vom Klassiker bis zur Neuentdeckung
Wer durch die Hallen ging, konnte die herzlich freudige und gleichzeitig erwartungsvolle Haltung des Weinsektors spüren: intensive Gespräche über Märkte und Chancen, Verkostungen und Begegnungen – und immer wieder die Freude darüber, endlich wieder gemeinsam in Kapstadt zu sein. Ein Besucher brachte es auf den Punkt: “CapeWine feels like Christmas Day and seeing all your family… People are happy, positive and the wines are amazing.”
Auf der CapeWine zeigte sich die ganze Bandbreite der südafrikanischen Weinszene. Große Markenerzeuger wie Heineken mit Nederburg, KWV, DGB und Accolade/Pernod Ricard waren ebenso vertreten wie Erzeugerorganisationen, Kellereien und Weingüter – von etablierten Namen bis zu neuen Akteuren. Entsprechend vielfältig präsentierten sich die Sortimente, von klassisch bis innovativ. Auffällig war häufig das Siegel des Old Vine Project auf den gehobenen Qualitäten. Die Etiketten boten nicht nur fachliche Angaben, sondern spiegelten auch die Dynamik von Eigenständigkeit, Terroir und Philosophie wider. Auch bei den Rebsorten zeigte sich mehr Variation, vielfach eine Reaktion auf klimatische Veränderungen. Im Fokus für die Exportmärkte stehen jedoch weiterhin die Klassiker: Allen voran Chenin Blanc, der sich längst als Aushängeschild Südafrikas etabliert hat – von frischen Einstiegsweinen bis zu komplexen Premiumqualitäten. Sauvignon Blanc überzeugt mit Klarheit und Frische, geprägt von deutlich erkennbarem Herkunftscharakter. Chardonnay zeigt sich zunehmend vielschichtig, mit mehr Finesse und Balance. Unter den Rotweinen bleibt Pinotage die Referenz, die 2025 ihr 100-jähriges Jubiläum feiert und heute in moderner, eleganter Stilistik begeistert.
Als Reaktion auf die rückläufige Nachfrage bei Rotweinen präsentierte die Branche zunehmend leichtere Rotweinstile, die gekühlt eine echte Bereicherung sind. In der Pole Position: Cinsault, seit Jahrhunderten am Kap beheimatet. Erfreulich für viele Gäste war auch die spürbare zeitgemäße „Verjüngung“ bei etablierten Produzenten. Es wurde deutlich: nicht nur die Etiketten sind moderner geworden, auch die Qualitäten sind zeitgemäß, ohne an Noblesse einzubüßen. Die Revolution von einst ist in eine Evolution übergegangen. Selbst die humorvollen Zoo Cru – inzwischen als Zoo Corp unterwegs – oder die Swartland-Pioniere zeigten ihre Ernsthaftigkeit, wenn es Qualität und ihre Arbeit im Weinberg geht. Ermutigend ist zudem, dass in vielen Betrieben bereits die nächste Generation bereitsteht: stolz, bodenständig und ohne Überheblichkeit.
Gefragte Anlaufpunkte waren die Themenverkostungen, Seminare und Vorträge – vom Terroir des Swartland bis zu gereiften Cape Blends. Auch die „Wine Trails“ zu prämierten IWSC-Gewinnerweinen lockten viele Besucher. Die Kompaktheit der Messe ermöglichte es, sowohl Einzelgespräche zu führen als auch Experten in Foren zu lauschen – ein Vorteil, den internationale Gäste besonders schätzen.
Die Zukunft ist nachhaltig
Südafrikas Zukunft im Weinexport liegt nicht in der Menge, sondern in klarer Positionierung. Qualität, Herkunft sowie Nachhaltigkeit und Inklusion. Die zahlreichen persönlichen Geschichten sind das einzigartige Kapital, mit dem die Produzenten weltweit punkten können. Nachhaltigkeit ist am Kap ein gelebtes Thema – von Biodiversitätsprojekten über ressourcenschonenden Weinbau bis zu innovativen Energielösungen. Erstmals präsentierten sich die Biowinzer gemeinschaftlich – und überzeugten, mit beeindruckenden Qualitäten. Auch der kostenintensive Aufwand der unterschiedlichen internationalen Biozertifizierungen hält die Winzer nicht ab, die Bewirtschaftung ihrer Weinberge organisch zu betreiben: „Choosing organic is essential. It supports the planet, protects people and animals, and safeguards our future – far beyond marketing claims“, begründete einer der Einkäufer sein Interesse. Auch Organisationen wie Pebbles, WIETA und Fairtrade standen als Ansprechpartner bereit und unterstrichen die soziale Dimension der südafrikanischen Verständnisses von Nachhaltigkeit.
Viele Gäste betonten, dass sie nicht nur von den Weinqualitäten beeindruckt waren. Mindestens ebenso stark wirkte die Atmosphäre des kollegialen Miteinanders: Winzer:innen, die einander unterstützen, offen zusammenarbeiten und den Dialog suchen – nicht übereinander, sondern miteinander. Dieses familiäre Klima, gepaart mit dem spürbaren Interesse der Südafrikaner, die Bedürfnisse internationaler Märkte und den Kunden besser verstehen zu wollen, hinterließ einen bleibenden Eindruck.
Aufbruch in ein neues Kapitel: There’s Sunshine Inside
Einen besonderen Schlusspunkt setzte das Team von Wines of South Africa mit dem Launch des neuen Markenauftritts. Das bisherige Motto „Welcome to our world of discovery“ gehört nun der Vergangenheit an. In strahlendem Gelb und mit dem neuen Claim „There’s Sunshine Inside“ stellte WoSA am dritten Messetag das neue Logo vor – eine stilisierte Protea, die Nationalblume Südafrikas, gepaart mit einem strahlend leuchtenden Gelb und erdigen Tönen.
Der neue visuelle Auftritt greift die besondere Natur und das unvergleichliche Sonnenlicht am Kap auf. Vor allem aber verkörpert er Optimismus, Wärme und die Fähigkeit, trotz Herausforderungen positiv in die Zukunft zu blicken. WoSA-CEO Siobhan Thompson formulierte es so: “Our new positioning is really about the optimism of who we are as a nation – the passion and joy that goes into our wine. … It’s about the sunshine inside everything, about resilience and warmth.”
Damit beginnt ein neues Kapitel für den südafrikanischen Weinsektor. Bis zur nächsten CapeWine im Jahr 2028 wird das sonnige Branding international etabliert sein. Die Betriebe werden belegen, dass Innovation, Nachhaltigkeit und regenerative Landwirtschaft die wirtschaftliche Existenz stützen, extremen Wetterbedingungen standhalten und die Weinqualität weiter gestiegen ist. Der wirtschaftliche Erfolg sicherte die Arbeitsplätze und stärkte die Infrastruktur – insbesondere einen zukunftsorientierten Weintourismus, der Besucher:innen weiterhin einlädt und inspiriert. Und es ist spürbar – There is sunshine inside. Cheers to the next CapeWine.
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Bildnachweis: Wines of South Africa, Petra Mayer