Mit der ersten offiziellen Schätzung für die bevorstehende Weinlese zeichnet sich in Südafrika ein insgesamt stabiler Jahrgang ab. Die Prognose sieht eine leicht größere Erntemenge als 2025 – trotz der weiter rückläufigen Rebfläche, die aktuell 86.544 Hektar umfasst. Dies bestätigt die anhaltende strukturelle Bereinigung der Weinberge und den Fokus auf Neuanpflanzungen mit klarer Qualitäts- und Leistungsorientierung. Zum zweiten Mal in Folge blieb die Branche von schweren Witterungseinflüssen wie Frost oder Überschwemmungen verschont.  Mit dem Fortschreiten der Saison rücken Spätsommerwetter und Reifeverlauf stärker in den Fokus. Nach heutigem Stand präsentieren sich südafrikanischen Weinberge gut versorgt, das Potenzial ist vielversprechend, um 2026 erneut eine stabile und qualitativ überzeugende Ernte einzubringen.

Dr. Etienne Terblanche, Manager der Vinpro Consultation Services, verweist auf weitgehend stabile Wachstumsbedingungen: „Die Reben konnten sich gut entwickeln. Moderate Temperaturen während der Blüte, geringer Krankheitsdruck und vitale Laubwände nach der Lese 2025 haben zu einem gleichmäßigen Austrieb und guter Fruchtbarkeit im Frühjahr geführt.“

Rückblickend fasst Terblanche zusammen: Die Kälteperioden fielen in vielen Regionen höher aus als in den Vorjahren. Der Austrieb setzte aufgrund warmer, trockener Frühjahrsbedingungen rund zehn Tage früher ein und zeigte sich landesweit sehr homogen. Vereinzelt kam es in höheren Lagen zu Spätfrostschäden, die Gesamtfläche blieb jedoch nur gering betroffen. Bei Sorten wie Chenin Blanc werden höhere Mengen erwartet. Einige spätreifende Rotweinsorten, darunter Ruby Cabernet und Cabernet Sauvignon, könnten durch windige und warme Perioden im Frühling einen lockereren Fruchtansatz aufweisen.

Wasser als begrenzender Faktor

Wasser bleibt die wichtigste Variable für den weiteren Verlauf. Trockenheitsgeprägte Gebiete wie Swartland und die Regionen rund um Kapstadt verzeichneten geringe Sommerniederschläge. In Regionen, die auf den Zufluss aus den Bergen angewiesen sind, liegen die Reserven teilweise unter dem Niveau des Vorjahres. Viele Dämme und Bewässerungssysteme verfügen jedoch weiterhin über ausreichende Bestände. Terblanche: „In den kommenden Wochen entscheidet sich, in welchem Umfang die Wasserreserven strapaziert werden. Die Wasserverfügbarkeit bleibt für die Einschätzung der endgültigen Erntemenge das kritische Maß.“

Marktrelevanz und Perspektive

Für die Weinsektor bedeutet eine zweite stabile Ernte in Folge vor allem Planungssicherheit. Rico Basson, CEO von South Africa Wine, ordnet den Ausblick auch marktlich ein: „Das Verhältnis von Lagerbeständen zu Verkäufen ist derzeit ausgeglichen. Das verbessert die Ausgangslage für die Bearbeitung internationaler Märkte. Stabile Mengen und verlässliche Qualität sind zentrale Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit.“ Südafrikas Weinbranche setzt weiterhin auf Wertschöpfung statt Mengenausweitung. Basson: „Höhere Preispositionen, klare Marktprofile und zusätzliche Erlösmodelle, insbesondere über den Weintourismus, stärken die finanzielle Basis des Sektors. Die aktuelle Ernteprognose stützt diesen Kurs.“