„Gelobt sei Gott – heute wurde der erste Most aus Trauben gepresst“, notierte Jan van Riebeeck erleichtert in sein Tagebuch am 2. Februar 1659. Vor genau 365 Jahren erfüllte sich die Vision des ehemaligen Schiffsarztes und niederländischen Kaufmanns, der an die Südspitze Afrikas entsandt worden war, um dort eine Versorgungsstation für niederländische Seefahrer und Reisende zu errichten. Er wusste um die gesundheitsfördernde Wirkung des Weins und erkannte schnell das Potenzial der herrlichen Landschaft für den Weinbau. Noch heute feiern Südafrikas Winzer diesen Tag und ehren das kulturelle Erbe. Stolz sind sie, denn kein Weinland der Welt – außer Südafrika – kann das Geburtsdatum der heimischen Weinkultur exakt bestätigen. Dieser Tagebucheintrag hat also historische Bedeutung. Kenner der Branche schmunzeln und meinen, dass das lückenlose „Tracking“ der Produktions- und Lieferketten bereits seit Anbeginn in der DNA der Weinbranche genetisch unverückbar verankert sei.

Da die Südafrikaner das Feiern lieben, wird auch dieser Tag gebührend zelebriert. In den Weinbauregionen und bei den Winzern finden zahlreiche Feste statt – wie zum Beispiel die Taufe des neuen Jahrgangs. Die Kellermeister lassen mit ihren multikulturellen Teams die Korken knallen. Die Weinlese 2024 hat bereits begonnen und der neue Jahrgang ist in vielen Betrieben auf dem Weg in die Keller. Nach ersten Prognosen wird es ein guter Jahrgang werden. Der Winter war feucht und kühl. Auch der gesamte Vegetationsverlauf war eher frisch, außer dass im Januar jetzt einige starke Hitzeperioden den Arbeitsdruck auf die Winzer erhöhen.

Mittlerweile beschäftigt die Weinwirtschaft am Kap rund 269.000 Menschen und trägt mit rund 55 Milliarden Rand zum jährlichen Bruttoinlandsprodukt bei. Das heutige Kap und die umliegenden Regionen haben sich zu faszinierenden Weinlandschaften entwickelt. Der Weintourismus ist ein wichtiger Arbeitgeber und ein Motor für ständige Innovation, sowohl in der Gastronomie als auch bei der Schaffung immer neuer Attraktionen auf den Weingütern und in der Umgebung. Das Interesse von Reisenden aus aller Welt, diese Gebiete zu erkunden, nimmt ständig zu. Rund um die Weinmetropole Kapstadt sind derzeit rund 98.000 Hektar mit Reben bepflanzt. Einer weiteren Ausdehnung sind durch die Natur Grenzen gesetzt: Der Weinbau stellt hohe Anforderungen an ein gemäßigtes Klima und die Wasserversorgung.

Natürlich blickt man bei einem solchen Anlass nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft. Die Herausforderungen sind groß: Neben stetigen Investitionen in mehr Nachhaltigkeit in den Bereichen Umwelt und Soziales müssen die Winzer auch die Wirtschaftlichkeit ihres Handelns im Auge stets im behalten. Steigende Kosten, anhaltende Währungsschwankungen, politische Herausforderungen und sich verändernde Konsumgewohnheiten auf den internationalen Märkten erfordern ein agiles und umsichtiges Handeln der Unternehmer. Weinbau ist eine langfristig ausgerichtete Anbaukultur. Wer heute einen Weinberg anlegt, muss für mehr als 25 Jahre planen. Und wer weiß, wie wertvoll ältere Reben im Hinblick auf ein steigendes Qualitätspotenzial sind, der kann sich vorstellen, welchen Zeithorizont die Winzer bei ihren Entscheidungen überdenken müssen. Doch Südafrika bleibt in der Zuversicht: 365 Jahre Weinkultur – diese hat mit einer einer starken Vision begonnen – nämlich Menschen Gutes zu tun. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Erheben wir also unsere Gläser auf alle jene, die Südafrikas Weinkultur ehren, sich investieren und mit viel Tatendrang, Qualitätsbewusstsein und ehrbaren Visionen und Zielen fördern. Cheers Südafrika – wir gratulieren und wünschen allen Beteiligten alles Gute, Zuversicht und Freude.