Südafrikas Sauvignon Blanc hat viele aromatische Facetten  – von Limettenschalenfrische bis zu salziger Meeresbrise, von zarten Kräuternoten bis zu reifer Steinfrucht. Was bislang fehlte, war ein gemeinsames Vokabular, das diese Vielfalt präzise beschreibt. Genau hier setzt das neue Aromarad für südafrikanischen Sauvignon Blanc an: ein sensorikbasiertes Referenzwerk, das die Aromatik der Rebsorte am Kap sichtbar, vergleichbar und vermittelbar macht.

Methodik: Blindverkostung und offene Begriffserhebung

Für die Datengrundlage wählten die Forschenden 60 kommerziell erhältliche Sauvignon Blancs aus, die alle Weinbauregionen und Stilrichtungen Südafrikas abdecken. 54 erfahrene Verkoster:innen – Winemaker, Sensorikprofis, Branchenexpert:innen – bewerteten die Weine in Blindproben. Statt Vorgaben nutzte das Team die „Free-Listing“-Methode: Jede Person nannte drei bis fünf Aromabegriffe, die den jeweiligen Wein am besten treffen. Diese offene Herangehensweise vermeidet Suggestion und bringt Begriffe hervor, die tatsächlich aus der Erfahrung mit dem Glas entstehen – nicht aus Lehrbucherwartungen. Die Reihenfolge der Proben wurde randomisiert, um Reihenfolgeeffekte und Ermüdung zu minimieren. Das Ergebnis der ersten Runde: 215 einzelne Aromabegriffe – vom Offensichtlichen bis zum feinen Nuance-Wort.

Ergänzt wurde die lokale Sicht durch Sauvignon Selection by Concours Mondial de Bruxelles (CMB), den international renommierten Wettbewerb ausschließlich für Sauvignon Blanc. Deren Juror:innen lieferten detaillierte Aromabeschreibungen zu südafrikanischen Einreichungen – ein wertvolles Korrektiv, das zeigt, wie globale Profizungen die Weine aus Südafrika interpretieren. Diese Perspektive erweitert das Aromarad: Es verbindet lokalen Ausdruck mit internationaler Lesbarkeit.

Von 215 auf 72: Kondensierung der Vielfalt

In einem mehrstufigen Cluster-Prozess wurden Synonyme gebündelt, Redundanzen entfernt und Kategorien geschärft. Übrig blieben 72 prägnante Aromabegriffe, die das Rad strukturieren – von Zitrus & Grüne Noten über Tropenfrucht, Steinfrucht, Beeren bis zu Kräuter, Gewürze, florale und salzige Töne. Besonders reizvoll: das kulturelle Vokabular, das Herkunft hör- und riechbar macht. Drei Beispiele, die im internationalen Kontext selten, am Kap aber hochprägnant sind:

  • Naartjie – der südafrikanische Begriff für Mandarine/Tangerine: süß-zitrisch, fein aromatisch.
  • Fynbos – die charakteristische Vegetation des Westkaps: ätherisch, kräutrig, oft mit Gin-Assoziationen.
  • Buchu – eine endemische Heilpflanze: minzig-schwarze Johannisbeere, kühlend-kräutrig.

Diese Begriffe sind mehr als Folklore: Sie benennen Terroir, das sich in Duft und Geschmack ausdrückt.

Entwickelt wurde es vom South African Grape and Wine Research Institute (SAGWRI) an der Stellenbosch University in Zusammenarbeit mit Sauvignon Blanc South Africa, South Africa Wine sowie einer Gruppe lokaler und internationaler Expert:innen. Die Grundlage: strenge Sensorikmethodik, professionelle Panelverkostungen – und der Anspruch, Herkunft und Stilistik nicht zu glätten, sondern bewusst abzubilden.

Wozu das Aromarad gut ist – und für wen

Für Winemaker bietet es ein präzises Kommunikationswerkzeug: von der internen Stiljustierung bis zur Präsentation im Handel.
Für Marketing & Vertrieb schafft es einheitliche Sprache über Betriebe und Regionen hinweg – ideal für Factsheets, Schulungen, Etikettentexte.
Für Ausbildung & Verkostung (Sommelierkurse, Handelstrainings) schärft es Vergleichbarkeit und erleichtert das Sensorik-Coaching.
Für Enthusiast:innen öffnet es die Tür zu bewusstem Verkosten: Wer die Worte hat, schmeckt genauer – und erinnert besser.
Kurz: Das Rad ist kein Gimmick, sondern ein Dreh- und Angelpunkt für ein ernstzunehmendes Sauvignon-Narrativ aus Südafrika.

So liest man das Aromarad – ein schneller Leitfaden
  • Außen nach innen: Start mit den großen Familien (Zitrus, Kräuter, Tropenfrucht etc.), dann in die spezifischen Begriffe hineinzoomen.
  • Breite vs. Tiefe: Mehr Unterbegriffe = komplexere Nase. Reduziert = klarer, fokussierter Stil.
  • Kontext zählt: Herkunft, Jahrgang, Ausbau (z. B. Barrel Ferment) erklären, warum bestimmte Felder dominieren.
  • Vergleichen: Zwei Gläser nebeneinander öffnen – das Rad hilft, Unterschiede sprachlich festzuhalten.

Das neue Aromarad ist eine Einladung, genauer hinzuriechen – und Südafrikas Sauvignon Blanc im Detail wie im Ganzen neu zu entdecken. Es ordnet, ohne zu vereinheitlichen. Es übersetzt, ohne zu glätten. Vor allem aber gibt es der Rebsorte am Kap eine klare, geteilte Sprache. Damit wächst nicht nur die Freude am Verkosten – sondern auch die Wiedererkennbarkeit südafrikanischer Sauvignon Blancs auf der internationalen Bühne.

Der Dank der Verantwortlichen gebührt folgenden Partnern: Das Aromarad entstand unter Federführung des SAGWRI (Stellenbosch University) in Kooperation mit Sauvignon Blanc South Africa, South Africa Wine sowie lokalen und internationalen Expert:innen. Methodik: 60 Weine, 54 Verkoster:innen (Blindverkostung, Free-Listing), plus internationale Rückkopplung über CMB Sauvignon Selection

Basis des Textes stammt von  Dr. Carien Coetzee
Eine kostenfreie downloadbare Vorläge gibt es demnächst im Werbemittelonline-Shop der Südafrika Weininformation