Nimmt man heute eine beliebige Flasche südafrikanischen Weins zur Hand, ist es eher unwahrscheinlich, dass der Wein von einem Winzer oder einer Winzerin of Colour produziert wurde. Doch die Dinge verändern sich gerade. Es gibt zunehmend Bemühungen, Chancen zu verbessern – insbesondere für junge Südafrikaner:innen, die in der Weinwirtschaft Fuß fassen wollen. Initiativen wie das Cape Winemakers Guild (CWG) Protegé-Programm ermöglichen jungen Absolvent:innen aus benachteiligten Verhältnissen, Erfahrungen bei führenden südafrikanischen Weinmacher:innen zu sammeln. Davon profitierten bereits mehrere preisgekrönte junge Talente, darunter Kiara Scott Farmer, die 2024 zur Diners Club Winzerin des Jahres gewählt wurde.

Mit jedem Jahrgang wächst die Vielfalt der südafrikanischen Weinbranche. „Im Jahr 2020 gab es nur eine Handvoll Personen in wichtigen Positionen. Inzwischen hat sich die Zahl fast verdoppelt“, sagt Rudger van Wyk, ein weiterer erfolgreicher CWG-Absolvent, der nach seiner Tätigkeit als Kellermeister bei Stark-Condé in Stellenbosch sein eigenes Weinlabel „New Dawn“ gründete. So auch Kiara, die nach ihrer Erfolgsserie bei Brookdale Estate seit Januar 2025 im Weingut Hazendal Estate als Kellermeisterin eine enorme Verantwortung innehält.

Die Geschichten der Pionier:innen, die aktuell ihren Weg in der Branche finden, sind beeindruckend. Berene Sauls, deren eleganter Pinot Noir im Burgunder-Stil für über 40 Pfund verkauft wird, begann ihre Karriere als Au-pair in einer der renommiertesten südafrikanischen Weinregionen, Hemel-en-Aarde. Sie arbeitete sich von administrativen Aufgaben zum Weinmacher-Team hoch und gründete schließlich ihre eigene Marke „Tesselaarsdal“. Praisy Dlamini wiederum arbeitete sich in der Weinbranche hoch und eröffnete die wegweisende Kellerei „Her“, die ausschließlich von Schwarzen Frauen geführt wird.

Diese aufstrebenden Weinmacher:innen begeistern sich für ähnliche Trauben und Wein-Stile wie etablierte Winzer:innen. Rudger lässt sich von Rebsorten aus dem Rhône-Tal inspirieren, während Kiara mit einem naturnahen Ansatz und gemischten Rebsätzen experimentiert. Gleichzeitig möchten sie nicht ausschließlich aufgrund ihrer Hautfarbe Anerkennung erhalten. „Auch als Person of Colour trägt man Verantwortung für Qualität in der Flasche“, betont Rudger. „Die Herausforderung besteht darin, dass Winzer:innen of Colour meist keinen generationsübergreifenden landwirtschaftlichen Hintergrund mitbringen, der ein umfangreiches Wissen vermitteln würde.“ Kiara schätzt die Verbundenheit zur Natur und sieht sich in der Rolle des lebenslangen Lernens. „Mein Ansatz beim Weinmachen ist einfach und naturnah“, sagt Kiara. „Ich glaube fest daran, dass große Weine im Weinberg entstehen. Jahr für Jahr möchte ich unsere Weinberge und Böden besser verstehen – denn je mehr Arbeit wir im Weinberg leisten, desto einfacher wird die Arbeit im Keller.“

Zugleich bleiben strukturelle Hürden bestehen. „Aufgrund historischer und sozioökonomischer Faktoren waren Landbesitz und der Zugang zu qualitativ hochwertigen Trauben in Südafrika traditionell schwierig“, sagt Mags Janjo, Gründer von MJ Wine Cellars, einem Importeur südafrikanischer Weine in Großbritannien. „Schon für Menschen mit finanziellen Mitteln ist es schwer, als Winzer:in in Südafrika erfolgreich zu sein, geschweige denn für Personen aus marginalisierten Gruppen.“

Umso beeindruckender ist das Engagement Schwarzer südafrikanischer Winzer:innen, Kolleg:innen mit sich aufzubauen. „Ich habe durchaus Erfolg gehabt“, sagt Rudger bescheiden. „Und ich sehe es als meine Verantwortung, jüngere Kolleg:innen zu fördern. Südafrika ist vielfältig, und genau das sollten wir feiern.“