Der Klimawandel fordert die südafrikanische Landwirtschaft und den Weinsektor nicht nur durch veränderte klimatische Bedingungen, sondern auch durch wachsenden Druck von Verbrauchern heraus. Diese fragen verstärkt nach, wie ihre Lebensmittel produziert und transportiert werden. Das beeinflusst unmittelbar den Export südafrikanischer Produkte, einschließlich des Weins.
Konsumenten denken häufig, dass ausschließlich die Entfernung zwischen Produzent und Verbraucher – die sogenannten „Food Miles“ – die Klimabilanz von Lebensmitteln bestimmt. Hugh Campbell, General Manager von HortgroTechnical, weist jedoch darauf hin, dass weitere Faktoren wie Produktions-Effizienz ebenso wichtig sind.
Um diesen Herausforderungen aktiv zu begegnen, gründeten die südafrikanische Obst- und Weinwirtschaft bereits 2008 die Initiative „Confronting Climate Change“. Diese Initiative entwickelte einen speziellen CO₂-Rechner, um Emissionen in der Branche genau zu erfassen und gezielt zu senken.
Anél Blignaut von der Beratungsfirma Blue North sagt: „Die internationalen Märkte haben uns gedrängt, unseren CO₂-Fußabdruck zu bestimmen und zu reduzieren – es war uns wichtig, verantwortungsvoll zu handeln.“
Das britische Department for International Development, der Post-Harvest Innovation Fund und der National Agricultural Marketing Council unterstützten die Initiative anfangs finanziell. Heute kooperieren Industrieverbände für Kern- und Steinobst, Zitrusfrüchte, Tafeltrauben und Wein eng mit Blue North, um Nachhaltigkeitsziele umzusetzen.
Der Carbon Calculator – ein wirksames Werkzeug
Der CO₂-Fußabdruck eines Produkts umfasst sämtliche Treibhausgasemissionen, die während Produktion und Transport entstehen, gemessen in CO₂-Äquivalenten. Typische Emissionsquellen in der Landwirtschaft sind Strom, Kraftstoff, Agrochemikalien und Dünger. In der Verarbeitung kommen noch Verpackungsmaterialien hinzu.
Der südafrikanische „Carbon Calculator“ hilft Erzeugern dabei, diese Emissionen präzise zu erfassen und anhand internationaler Standards zu bewerten. Blignaut hebt hervor, dass unabhängige Institutionen den CO₂-Rechner regelmäßig zertifizieren und prüfen.
Nutzer des CO₂-Rechners erhalten detaillierte Berichte, die ihre Emissionen mit denen vergleichbarer Betriebe abgleichen und Hotspots klar aufzeigen. Campbell betont, dass diese Transparenz in der Praxis bereits zu erheblichen Einsparungen führte – besonders beim Stromverbrauch, der zu den größten Emissionsquellen zählt.
Chancen durch Emissionszertifikate
Die Bemühungen zur CO₂-Reduktion wecken zunehmend Interesse an Emissionszertifikaten. Unternehmen können damit unvermeidbare Emissionen ausgleichen, indem sie Kompensationsleistungen erwerben. Blignaut erläutert, dass zunächst gemessen, verifiziert und zertifiziert werden muss, bevor Zertifikate gehandelt werden können.
Klare Standards bestimmen, welche Maßnahmen als Emissionszertifikat anerkannt werden. So genügt etwa das reine Pflanzen von Bäumen im Weinberg nicht automatisch zur langfristigen Kompensation, da diese später wieder entfernt werden könnten.
Die südafrikanische Weinwirtschaft nimmt bei der systematischen Erfassung und aktiven Reduzierung ihres CO₂-Fußabdrucks international eine Vorreiterrolle ein und stärkt so ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten. Diese Daten fließen in die Vergabe des Nachhaltigkeitssiegels „Sustainabilty & Integrity“ mit ein.
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