Südafrika Weinwirtschaft 2025 – dieses Thema steht im Zentrum der aktuellen Debatte rund um die Zukunft des Weinlands am Kap. Beim South Africa Wine Summit in Stellenbosch trafen sich Branchenvertreter:innen, um über Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und neue Märkte zu sprechen.
Seit 1659 wird am Kap Wein angebaut. Was mit Jan van Riebeecks erster Ernte begann, ist längst zu einer international anerkannten Weinkultur gewachsen – mit rund 90.000 Hektar Rebfläche, etwa 2.500 Weinbaubetrieben und einem Exportanteil von über 50 %. Doch das Umfeld hat sich verändert: Klimatische, wirtschaftliche und logistische Herausforderungen setzen die Branche zunehmend unter Druck. Gleichzeitig wächst die internationale Konkurrenz – nicht nur in den Regalen, sondern auch im Bewusstsein der Konsument:innen.
Rico Basson, CEO von South Africa Wine, brachte es beim Gipfel auf den Punkt:
„Die Welt braucht nicht mehr Wein – sie braucht besseren Wein. Wein mit Herkunft, Qualität, Nachhaltigkeit und einem klaren Mehrwert.“

„Rico Basson, CEO SA Wine über die Zukunftsfähigkeit der südafrikanischen Weinwirtschaft“
Strategiewechsel: Qualität vor Quantität
Ein zentrales Thema des Summits war die Neuausrichtung der Anbaustrategie. Seit 2017 wurden rund 10.000 Hektar neue Weinberge angelegt – jedoch nicht nach Bauchgefühl, sondern auf Basis von Marktforschung, Daten und Standortanalysen. Gepflanzt wurden Sorten wie Chenin Blanc, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Pinotage, Cabernet Sauvignon und Shiraz – immer mit einem klaren Plan, wie und wo sie vermarktet werden sollen. Begleitet wird dieser Prozess durch über 50 Demostandorte in Zusammenarbeit mit der Universität Stellenbosch. Technologien wie das TerraClimb Temperaturmapping helfen dabei, das Terroir besser zu verstehen und gezielt zu bewirtschaften. Auch im Weintourismus tut sich viel – mit neuen Angeboten, etwa in KwaZulu-Natal, jenseits der klassischen Kapregionen.
Transformation braucht Substanz
Ein weiterer Fokus lag auf dem Thema Transformation. Schwarze Unternehmer:innen bewirtschaften heute rund 2.000 bis 2.500 Hektar Rebfläche – eine Entwicklung, die vor einigen Jahren noch undenkbar war. Laut Basson seien viele dieser Marken hervorragend aufgestellt und verdienten die volle Unterstützung der Branche. Parallel dazu wurden laut Branchenangaben über zwei Milliarden Rand in Landwert, Infrastruktur, Wohnraum und Sicherheit investiert.
Herausforderungen bleiben
Doch trotz aller Fortschritte bleibt die Lage angespannt. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – steigende Kosten, fragile Infrastruktur, unsichere Exportmärkte – stellen die Branche vor komplexe Aufgaben. Die Ökonomin Nicola Weimar (Nedbank) sprach offen von einer Phase der Unsicherheit:
„Die einzige Konstante ist derzeit die Unsicherheit – sowohl im Inland als auch im internationalen Handel.“
Ein besonderes Risiko sieht sie im schrumpfenden disponiblen Einkommen der Verbraucher:innen. „Wein ist Genuss – aber kein Grundnahrungsmittel. Wer mehr für Zinsen zahlt, spart zuerst an nicht-essentiellen Ausgaben.“ Der Anteil der Ausgaben für Grundbedürfnisse in Südafrika liegt inzwischen bei fast 50 % – gegenüber rund 40 % zu Beginn der 2000er Jahre. Die Folge: Der Wettbewerb um die verbleibende Kaufkraft nimmt zu, auch in Gastronomie und Einzelhandel.
Neue Märkte im Fokus
Vor diesem Hintergrund gewinnt Wirtschaftsdiplomatie an Bedeutung. Der Minister für Landwirtschaft und Tourismus der Westkap-Provinz, Dr. Ivan Meyer, kündigte eine verstärkte Strategie zur Erschließung neuer Märkte an – insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent.
„Wir müssen schneller werden. Es bringt nichts, 20 Jahre auf Handelsabkommen zu warten. Wir brauchen aktive Diplomatie.“
Die Initiative umfasst Konsulate in ganz Afrika sowie gezielte Handelskontakte in Europa und Asien – darunter mit Deutschland, den Niederlanden, Japan und Vietnam.
Was bedeutet das für den deutschen Markt?
Auch für deutsche Weinprofis lohnt der Blick ans Kap. Die Dynamik der Branche, der gezielte Qualitätsfokus und die wachsende Vielfalt machen Südafrika zu einem spannenden Herkunftsland mit Potenzial – sowohl für den qualitätsorientierten Einzelhandel, den persönlich geführten Fachhandel als auch für die Gastronomie. Die Trends zu klaren Marken, nachhaltiger Produktion und neuen Weinprofilen treffen auf ein wachsendes Interesse an Weinen mit Charakter und Herkunft. Das Differenzierungspotenzial dank der vielfältigen Struktur des Weinsektors ist ein großes Plus. Fakt ist: Südafrikas Weinwirtschaft verändert sich – und bietet damit weiterhin neue Ansätze für werthaltige Partnerschaften und Absatzimpulse. Wer heute hinschaut, erkennt: Eine nachhaltige Zukunft des Weinlands am Kap wird nicht nur erzählt – sie wird aktiv gestaltet.
Persönlich erleben: CapeWine 2025
Wer sich ein eigenes Bild machen möchte, hat im September die Gelegenheit dazu: Vom 10. bis 12. September 2025 lädt Südafrika zur CapeWine nach Kapstadt – der wichtigsten Fachmesse des Landes. Für Händler:innen, Gastronom:innen, Pressevertreter:innen und andere Fachbesucher bietet das Event einen einzigartigen Überblick über aktuelle Trends, neue Marken und zukunftsweisende Projekte.
„Ein Besuch vor Ort lohnt sich – für alle, die Südafrika nicht nur als Herkunft, sondern als Idee verstehen möchten,“ so Petra Mayer, WoSA verantwortliche Sprecherin in Deutschland.
Informationen zur CapeWine2025
Von Petra Mayer, 23. Mai 2025